Das Konzert begann mit einer Bass-Einleitung bevor das Tenorsaxophon überraschend melodisch das Thema aufnahm. Das Trio mit dem Saxophonisten Viktor Fox, dem Bassisten Niklas Schumacher und dem Schlagzeuger Leo Asal lüften schließlich das Geheimnis: Die Komposition stammte aus der Feder von Charlie Parker, der mit „My favorite thing“ dereinst einen Jazz-Hit produzierte. Expressiver und schneller ging das Trio dann zu Sonny Rollins über, dessen Kompositionen – wie die „Freedom Suite“ – die Spezialität der Combo unter der Leitung von Professor Sebastian Sternal waren.
Beim Festival der Jazz- und Pop-Abteilung der Mainzer Hochschule für Musik zeigen die Studierenden mit eigenen und Fremdkompositionen unter der Leitung von Professoren und Dozenten, was sie während der zurückliegenden Monaten erarbeitet haben. Das stets gut besuchte zweitägige Festival zum jeweiligen Semesterabschluss belegt ihr künstlerisch hohes technisches und musikalisches Niveau.
Das hervorragende Trio Fox/Schumacher/Asal spielt Jazz zum Zuhören. Zum Abschluss des Abends tanzten Menschen vor der Bühne im Innenhof der Mainzer Musikhochschule zu Hip-Hop- und Rap-Klängen der Gruppe „The Roots“ mit dem Gitarre-Dozenten Oliver Klenk. Der Bandleader erklärte dem begeisterten Publikum, warum er die Musik der amerikanischen Gruppe „The Roots“ zum Gegenstand des Auftritts mit zwei Sängerinnen und einem rappenden Vokalisten wählte.
Die Formation „Blue Note“ interpretierte Kompositionen, die auf diesem Label veröffentlicht wurden. Da durfte „Sweet Georgia Brown“ mit dem einfühlsamen Sänger Louis Grote nicht fehlen. Fasziniert lauschten die zahlreichen Zuhörer der nachfolgenden Jimmy Heath- Komposition „Gemini“ mit den ungeraden Metren auf dem Piano und dem eindrucksvollen exotisch wirkenden Powersound des Posaunisten Nikolaj Wolf, des Trompeters Tobias Dolle und des Saxophonisten Francois Heun.
Stücke des in Frankfurt lebenden amerikanischen Pianisten Bob Degen interpretierte ein Quartett mit dem expressiven Tenoristen Max Härtel, dem teils sperrig, teils fließend spielenden Pianisten Sebastian Kling, dem Schlagzeuger Steve Nanda und dem Bassisten Niklas Schumacher.
Zu den insgesamt zehn Gruppen an den beiden Festivaltagen zählten auch Studierende, die sich Sebastian Sternals komplexe Kompositionen vorgenommen hatten. Der Komponist lobte den musikalischen Nachwuchs wegen seiner sensiblen, aber auch technischen Bewältigung der Stücke. „Composers Voice“ unter der Leitung des Dozenten Vitold Rek präsentierte wie immer aufregend arrangierte Eigenkompositionen. Ein Duo mit Sarah Pfaff und Nils Teske widmete sich Sting und Pat Metheny. „Rhythm is it“ war das Motto des „Latin Ensembles“ von Renis Mendoza.
Der zweitägige Semesterabschluss endete mit dem „Large Ensemble“ unter der Leitung von Claudius Valk mit dessen Komposition „What is Jazz?“ – einer Collage des Saxophon-Professors Valk und des 2015 verstorbenen Free-Jazz-Pioniers Ornette Coleman, zugleich in einer eigenwilligen in Fortführung des jüngst beim „Mainzer Jazzgespräch“ der Musikhochschule gastierenden Pianisten Alexander von Schlippenbach. Der Leiter des „Globe Unity Orchestra“ gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Vertreter der ersten deutschen Free-Jazz-Generation.