Derzeit lassen drei aus Israel stammende Pianisten auf der weltweiten Jazzszene aufhorchen: Shai Maestro, Yaron Herman – und Omer Klein. Letzterer kam auf Einladung von Jazzclub und Kulturbüro in der eigentlichen „swinglosen“ Interimszeit zwischen vorösterlichem Jazz-Art-Festival und im Herbst wieder beginnender „Jazztime“-Reihe in die Haller Hospitalkirche.
Omer Klein wurde 1982 in einem Dorf 30 Kilometer nördlich von Tel Aviv geboren, studierte in den USA bei Danilo Perez und wohnt mittlerweile in Frankfurt am Main.
Seit über fünf Jahren kooperiert der komponierende Tastenkünstler mit seinen Landsleuten Haggai Cohen-Milo (Kontrabass) und Amir Bresler (Schlagzeug) – ein wirklich bestens eingespieltes Team, das das anspruchsvolle Repertoire aus dem Effeff beherrscht und ohne Notenunterstützung auskommt. Und dies auch bei schrägen Taktarten und komplex verschachtelten Melodiestrukturen.
„Radio Mediteran“ heißt der aktuelle auf CD und Vinyl publizierte Tonträger, für den das Trio auf einer kurzen Tournee erneut warb. Freilich erfolgt hier kein folkloristischer Trip rund ums Mittelmehr, vielmehr lässt man sich von der reichhaltigen Kultur der direkten und unmittelbaren Anrainerstaaten inspirieren, ohne die eigene künstlerische Identität zu verlieren.
Über das konventionelle Trio-Format geht das Trio jedoch hinaus, wenn der eigentliche Bassist in sein „Novation“-Mini-Keyboard dezent Perkussionsklänge eintastert und zusammen mit dem regulären Drummer sowie dem auf ein Tamburin klopfenden Bandleader rhythmisch rasant kommuniziert. „Tripoli“ (ohne „s“ am Schluss) nennt Omer Klein diese Nummer – aus der libyschen Hauptstadt Tripolis stammt nämlich der Vater seiner Mutter. An Spanien erinnert das Titelstück „Radio Mediteran“, bei dem Bassist Haggai Cohen-Milo auf seinem relativ kurzen aber sehr dicklichen Korpusinstrument solistisch Flamencoartiges intoniert, währenddessen
Amir Bresler auf dem Drumset maschinenhafte Genauigkeit demonstriert – weit fernab von dröhnender Lautstärke. Ohne Zweifel ist Omer Klein ein bestens geschulter klassischer Pianist, der sich nun offizieller Steinway-Künstler nennen darf. So konnte er sich glücklich schätzen, dass in der Hospitalkirche kein Bösendorfer, Bechstein oder Fazioli stationiert ist, sondern ein wohltemperiertes Instrument von „Steinway & Sons“. Will man aber beispielsweise arabische Musik spielen, dann geht es um Vierteltöne und Mikrointervalle. Diese konnte dem Israeli nur ein „Prophet-6“-Synthesizer der amerikanischen Firma Sequential liefern.
Text und Fotografie von Hans Kumpf – Kumpfs Kolumnen