Nachgerufene Konzerterinnerungen an einen Weltstar: Juliette Greco war existenziell mit dem Jazz verbunden

Ihr Akkordeonist tritt am 27. November in Schwäbisch Hall auf

Am 23. September verstarb im hohen Alter von 93 Jahren die französische Diva Juliette Gréco. Wiederholt gastierte die vormalige Geliebte (nicht nur) des Trompeters Miles Davis im Stuttgarter Theaterhaus, auch bei den österlichen Jazztagen im Jahre 1999. So verdankte der ambitionierte Event der „Muse des Existenzialismus“ bei der TV-Nachtrichten-Sendung „Tagesthemen“ eine millionenfache Beachtung. Da stellte sich die damals 72jährige Chanteuse bereitwillig einem Interview, doch beim Konzert wurde auf Gesuch der alten Dame ein absolutes Nah-Fotografierverbot verhängt – eine offensichtliche Einschränkung der „ungeschminkten“ Presse-Bild-Freiheit.

Im schwarzen Seidensamtkleid machte die anspruchsvolle Entertainerin immer noch eine gute und grazile Figur, intensiv ließ sie ihre Hände sprechen. Bewundernswert war, dass die gerne in sonoren Tiefen agierende Künstlerin bei ihrer weit über eine Stunde währenden Performance stets konzentriert am Mikrofonständer stand und es nicht nötig hatte, eine eventuell trockene Kehle mit einem Schluck Wasser zu benetzen.

Etliche Hits von Edith Piaf, Jacques Brel und Serge Gainsbourg interpretierte Madame Gréco auf eindringliche Weise – und das fachkundige Auditorium erkannte in der Prevert/Kosma-Ballade „Le Feuilles Mortes“ den modernen Jazz-Evergreen „Autumn Leaves“.

Am 3. Oktober 2015 sang die dann 88-Jährige (bei nicht auf Distanz gehaltenen Fotografen) im Rahmen ihrer Abschiedstournee erneut in Stuttgart – im vollen „T1“, während zeitgleich in einem kleineren Saal auf dem Pragsattel ein Klarinetten-Festival mit Perry Robinson, Bernd Konrad, Theo Jörgensmann und weiteren Koryphäen ablief. Ihr versiertes Begleit-Trio bestand nun aus einem Pianisten und dem reputierten Jazz-Akkordeonisten Jean-Louis Matinier.

Matinier wird übrigens am Nachmittag von Sonntag, 22.11.2020, beim nachzuholenden Jazz-Art-Festival in Schwäbisch Hall auftreten. Sein Duo-Partner ist dann der Klarinettist und Saxophonist Michael Riessler sein, die beide zusammen schon 1992 bei den avantgardistischen Donaueschinger Musiktagen die Ehre hatten.


Text und Fotografie von Hans KumpfKumpfs Kolumnen

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