Musikalischen Humor, „Very British“, zeigte das Elliott Galvin Trio bei einem „Jazztime“-Abend in Halls Hospitalkirche

Skurril, intellektuell – und unterhaltsam

Die wenigen Besucher, diese konnte man an zwei Händen und den beiden Füßen abzählen, mussten ihr Kommen keinesfalls bereuen.

Der Abend, welcher im Rahmen der regulären Reihe „Jazztime“ und den aktuellen „Britischen Kulturwochen“ lief, glänzte mit intellektuellem Schabernack, ohne das unterhaltsame Element zu verleugnen. Da ging es lyrisch und pathetisch kreuz und quer durch die internationale Musikgeschichte, Kraut und Rüben durcheinander, ein unbekümmertes Plündern der Zitatenschatzkiste – für den kundigen Rezipienten stete Déjà-vu-Erlebnisse allenthalben. Einen literarischen Bezugspunkt wie das Buch „The Influencing Machine“ von Mike Jay hätte es manipulativ zur Apologie nicht bedurft.

Gewitzt und hintersinnig formuliert sind so manche Titel der abwechslungsreichen Stücke: „New Model Army“, „Society of Universal Harmony”, „Monster Mind”, „Planet Ping Pong”. Künstlerische Humanität wird letzten Endes dem Makabren und Absurden unseres technischen Zeitalters entgegengesetzt.

Der 1971 in London geborene Elliot Galvin tastet auf dem Flügel außer Melodie-Sequenzen gerne konventionell Blockakkordisches ein, greift zuweilen aber auch teutönerisch ins Innerere des schwarzen Instruments und belegt Klangfarben erweiternd die Saiten mitunter mit weißen DIN-A4-Papieren, was dann zittrig scheppernde Sounds provoziert. Auf dem großen Steinway hat er noch zwei kleine Elektro-Apparate platziert, nämlich einen „Korg Miniloque Polyphonic Analogue Synthesizer“ und das aus bonbonfarbigem Plastik fabriziertes Kinderspielzeug „My Monkey Band”. Seriöses und Infantiles knitz vereint.

Besonders in der zweiten Konzerthälfte profilierte sich Tom McCredie am (vom Jazzclub-Barkeeper Martin Weis) ausgeliehenen Kontrabass. Der Saitenvirtuose nahm häufig den Bogen in die Hand, strich flageolettmäßig filigran am Steg, praktizierte verblüffende Mehrstimmigkeiten und integrierte die von Gitarristen her bekannte Touch-Technik. Seine eigene weniger sperrige E-Gitarre, die er zuvor bravourös im Aufnahmestudio eingesetzt hatte, brachte der tourende McCredie in die Hospitalkirche nicht mit. Gestrenge Disziplin zudem bei Drummer Corrie Dick. Dieser ließ es oft am Schlagzeug maschinenhaft angehen, verpönte jedoch nicht kleine Perkussionsgerätschaften.

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