Der Saxophonist Magnus Mehl, geboren 1980 in Rottweil, bereichert die Jazzszene immer wieder mit höchst originellen Projekten, wenn er beispielsweise klassischen Tanz und zeitgenössisches Hörspiel einbezieht.
Mit seinem jüngeren Bruder Ferenc (Schlagzeug) formiert er das Quartett „FUMMQ“, bei dem der serbische Kontrabassist Fedor Ruškuc seit Jahren eine Konstante darstellt und der vierte Mann variabel ist. Anstatt des angekündigten Gitarristen Martin Schulte kam zu dem Konzert im Schwäbisch Haller Club Alpha 60 nun Vitaliy Zolotov. Der Ukrainer blieb nach seinem 2003 an der Kölner Musikhochschule begonnenen Studium in der rheinischen Jazzmetropole.
Schon beim programmmusikalischen Opener „Coupé to Moscow” sorgte er auf der E-Gitarre tatkräftig für das rockige Moment und gestaltete im hohen Tempo präzise durchsequenzierte Phrasen samt kinderliedhaften Einsprengseln, um dann später bei “Floating Clouds” mit seinen eher bescheidenen technischen Hilfsmitteln sangliche „human sounds“ herbeizuzaubern. Der ebenfalls 39-jährige Magnus Mehl schaffte auf dem Sopran- und Altsaxophon virtuos den Spagat zwischen irrwitzig schnellem Bebop und aufmüpfigem Free Jazz, wobei er – wie sein Lehrmeister Bernd Konrad – gerne energisch „Multiphonics“ blies, Flatterzunge einsetzte und perkussionsartige Schnalzlaute erzeugte. So auch bei der märchenhaften Nummer „Rumpelstiltskin’s Rhythm“.
Nicht minder zupackend trommelte Ferenc Mehl, der als Komponist von „Smooth“ auch einen ausgeprägten Sinn für Melodien und Harmonien bewies. Locker Swingendes und besinnlich Balladenhaftes hat eben auch Platz im Repertoire vom „FUMMQ“. Als Fels in den musikalischen Brandungen bewährte sich erneut Fedor Ruškuc, der seinen viersaitigen Tieftöner sonor erschallen ließ, zupfend und schlagend Doppelgriffe praktizierte und obertonreich mit dem Bogen spielte. Sein Stück „Autumn in Novi Sad“ wechselte zwischen eher depressiven Parts und hymnischer Freude. Gegen Schluss erfolgte mit „Yes I Know“ in Schwäbisch Hall eine Hommage an den Saxophonisten Wayne Shorter. Trotzdem beweist Magnus Mehl eine künstlerische Eigenständigkeit. Weder tönt er auf dem Sopran wie John Coltrane, noch erinnert er auf dem Alt an Charlie Parker oder Ornette Coleman.
Text und Fotografie von Hans Kumpf – Kumpfs Kolumnen