Festival der Musikhochschule Mainz, 3./4.Februar 2018

Der musikalische Rahmen ist weit gespannt: Er reicht von modernem und traditionellem Jazz, von griffiger Popmusik und Country & Blues, vom Experiment in der Combo sowie von intimen Duos bis zu raffinierten Arrangements der klassischen Bigband. Zwei Tage lang erleben die zahlreichen Zuhörer beim Semester-Abschusskonzert einen spannenden Querschnitt aller Themen, mit denen sich die Studierenden der Mainzer Hochschule für Musik während des Wintersemesters beschäftigt haben.

Professor Sebastian Sternal ist nicht erst seit seinen Symphonic-Projekten bekannt für eine Offenheit gegenüber nicht-Jazz-verwandten Stilen. Beim zweiteiligen Festival der Jazz- und Pop-Abteilung präsentiert er das aus dem „Treffpunkt Jazz“ bekannte „Beatles Jazz Experience“. Er lässt auch dem Duo Sebastian Kling und Alexandro Carlevaro freie Hand bei der viel umjubelten Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“ mit Clavinet und Gitarre. Das Duo glänzt unter anderem mit Klings Akkordeon und Gitarre bei der sensiblen Interpretation einer Garry Burton-Widmung für den Tango Nuevo-Meister Astor Piazolla. Bereits am Abend zuvor hatte das Duo der Sängerin Katrin Bürck und Niklas Schumacher trotz überfülltem Auditorium in intimer Atmosphäre mit szenischen Elementen den Jazz wiederbelebt. Einer der Höhepunkte des Abschlusskonzertes war gewiss auch die nahezu frei pulsierende Komposition „Strangers who“ des Gitarristen Niklas Brüggemann aus dem „Composer´s Ensemble“ unter der Leitung des Dozenten Vitold Rek.

„Das Festival wurde allen Freunden des Jazz und des Pop gerecht“, sagt eine Besucherin. Das gilt für die „Blue Note“ Combo mit ihrem knackigen und swingenden Hardbop der 60er Jahre bis zu den abschließenden raffinierten, ausgefeilten und dennoch komplexen Ellington- und Basie-Arrangements der Hochschul-Bigband mit ihrem Gastdirigenten Joachim Ullrich. Der Kölner Professor für Komposition und Bigbands lobt vor allem das gut eingespielte Orchester, das seinen Ansprüchen und den mitgebrachten Stücken mehr als gerecht wurde.

Mit zwei Sängerinnen und einem singenden Keyboader sowie vier Saxophonisten oder ebenso vielen Posaunisten erinnert der Dozent und Gitarrist Oliver Klenk an die diffizile Kompositionsuche von „Steely Dan“. Die Formation „Yellow Jackets“ widmet sich der legendären Fusion-Formation rockig. Elektronisch und mit abrupten Wechsel der Tempi, mal getragen intensiv oder up-tempo spielt das Ensemble „Nu Jazz“ unter der Leitung des Schlagzeug-Dozenten Axel Pape mit drei Vokalisten und sieben Instrumentalisten die Stilrichtung des Electro Jazz aus den 1990er Jahren. Erfolgreich animierte der Percussionist Renis Mendoza auf den Congas, seine Sängerin und die Band mit südamerikanischen Rhythmen die Zuhörer im überfüllten „Roten Saal“ der Musikhochschule zum Tanzen. Vor der Bühne wurde es schnell sehr eng.

Der Semester-Abschluss war musikalisch ein Genuss. Die Studenten bewiesen, mit welcher Perfektion sie sich während des Studiums sich auszudrücken gelernt hatten. Vom Publikumszuspruch her durften die Veranstalter mehr als zufrieden sein: am ersten Abend standen die Musikfreunde sogar auf den Treppen der Hochschule, beim abschließenden Konzert saßen sie in Viererreihen vor der Bühne und lauschten auch vom Foyer aus.

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