Cécile Verny in Schwäbisch Hall

Schnittige Scat-Vokalisen inklusive

Schon mehrfach trat Cécile Verny in Schwäbisch Hall auf, zuletzt 2011 beim Jazz-Art-Festival. Nun begeisterte die ivorische Vokalistin ihre Fans in der Hospitalkirche erneut.Die Texte – in französischer oder englischer Sprache – erlangen bei den Songs von und mit der polyglotten Cécile Verny zwar eine besondere Bedeutung, doch die Sängerin mausert sich zunehmend zu einer leidenschaftlichen Improvisatorin. Semantikfreie Scat-Vokalisen wie einst bei Ella Fitzgerald erfrischen die Musik und erfreuen durch ihre Natürlichkeit. Dies hat auch mit der Biografie der Künstlerin zu tun. Als Tochter einer Französin und eines Togolesen wurde sie 1969 in der Elfenbeinküste geboren, kam als Zwölfjährige nach Frankreich in die Normandie und lebt seit drei Jahrzehnten im badischen Freiburg. Und: Seit über einem Vierteljahrhundert führt Cécile Verny erfolgreich ihr eigenes Quartett an.

Liebe oder Sozialkritik – die Mezzosopranistin bleibt stets authentisch, ehrlich und sympathisch. Gospel, Blues, Ballade, Rock, Brasilianisches, Westafrikanisches – alles kommt überzeugend rüber, mal sensibel introvertiert, mal groovend expressiv. Trotz gelegentlicher Husterei war die 48-Jährige in Hall bei ihrer vitalen Performance gut bei Stimme, musste es aber mit nur einer Zugabe (das besinnliche „J’aime l’ideé“) bewenden lassen. Der Jazztime-Abend einer charmanten Entertainerin mit über einhundert euphorisierten Besuchern wurde wieder von Kulturbüro und Jazzclub gemeinsam veranstaltet.

Etliche Leute im Saale kannten einige Titel bereits – mit den „Lyrics“ von Cécile Verny und den Kompositionen von Tastenmann Andreas Erchinger. Bei „Car Désespérée” hört man nicht etwa das Klopfen eines manipulierten Diesel-Autos, sondern ausgiebig einen „Orgelpunkt“ – ein sich auf der gleichen Höhe wiederholender Ton. Klangmalerische Interaktionen bestimmten auch andere Stücke wie „The Wild Heart Of The Earth“ und „How Do I Love Thee”. Erchinger konzentrierte sich zunächst auf den stationären Steinway-Flügel, seinem großen elektronischen Keyboard entlockte er alsdann Klänge wie aus einer wabernden Hammond-Orgel oder wie von einer glissandierenden Bottle-Neck-Gitarre amerikanischer Country-Music. Ansonsten hielt sich Andreas Erchinger mit markanten Solobeiträgen meist zurück.

Als instrumentaler Hauptimprovisator des Konzerts überzeugte Bernd Heitzler, der Ehemann von Cécile Verny. Er bediente nicht nur den konventionellen Kontrabass souverän, sondern brachte auch noch drei elektrifizierte Bassgitarren mit, darunter eine „akustische“ Korpus-Variante mit fünf Saiten. Elastisch begleitete er zupfend und schlagend die Songs, intonierte präzise und ließ Virtuosität nicht zum Selbstzweck ausarten.

Subtil und ohne Gepolter agierte Lars Binder am Schlagzeug. Gelegentlich betätigt er sich mittels Handarbeit auf den Trommelfellen auch noch perkussionistisch. Schließlich entfachte Binder stilgerecht ein Feuerwerk mit „Talking Drums“ und ließ somit die afrikanische Heimat seiner mitreißenden Bandleiterin aufleben.

 

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Text und Fotografie von Hans KumpfKumpfs Kolumnen

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