Leonard Bernsteins Werke sind voll von Jazz-Einflüssen.
Die amerikanische Musik hat eine tiefen Einfluss auf den Künstler genommen, der im Gegenzug mit seinen Kompositionen als Performer und Lehrer Einfluss auf die klassische Musik legitimierte. „Eine Verneigung vor dem Genie Leonard „Lenny“ Bernstein“ nannte deshalb der musikalische Leiter des Konzertes, Sebastian Sternal, den 27. Treffpunkt Jazz, der ganz dem amerikanischen Pianisten, Dirigenten und Komponisten gewidmet war und sich auf die Jazz-Seite konzentrierte. Leonard Bernstein wäre dieses Jahr 100 geworden.
Im Trio mit Sebastian Sternal, dem Sänger Alexander Gelhausen erzählte der Musikwissenschaftler, Inspirator und Zeitzeuge Rolf Zitzlsperger humorvoll, amüsant Anekdoten und von seinen zahlreichen persönlichen Begegnungen mit dem hoch angesehenen Meister. Zitzlsperger zitierte die Sängerin Christa Ludwig: „Der Dirigent Herbert von Karajan hat mich zwar überall mit eingeführt. Aber Bernstein war ein Genie. Er hat mich gelehrt, wie Musik klingen muss.“
Der Mainzer Freund Bernsteins berichtete von seinem Gast bei einem Besuch in München, wo der Pianist sämtliche Lieder zum Geburtstag von Caterina Valente auswendig spielt, um dann gegen zwei Uhr morgens festzustellen, dass er das Abendessen versäumt hatte. Der amerikanische Freund sei immer zu spät zu den Empfängen gekommen, weil er die Autogrammwünsche erfüllen und Fragen seiner Fans beantworten wollte. Ein Konzert in Mainz sei schwierig zu arrangieren gewesen. Ein Brief vom 22.Mai 1977 belegt die enge Freundschaft der beiden. Der Zeitzeuge erzählte von seinen ersten Begegnungen mit Pianisten, der mit Sendungen in Amerika sieben bis acht Millionen Zuhörer fesselte, weil er sogar komplizierte musikalische Zusammenhänge verständlich erklären konnte.
Leonard Bernstein hatte schon eine Jugend begonnen, sich als Jazzpianist zu betätigen, trug Gelhausen in seinen einführenden Worten aus dem Lebenslauf des Künstlers vor. „Damit ist schon alles gesagt“, witzelte Zitzlsperger“
Der Mainzer Klavierprofessor Sternal hatte für diesen „Treffpunkt Jazz“ Original-Kompositionen Bernsteins neu arrangiert. Melodien aus der Westside-Story wie Maria“, „America“ oder „I feel pretty“ präsentierten Studierende der Mainzer Musikhochschule neben „Lucky to be me“ mit der aufgerauten Trompete, der Mehrstimmigkeit der Bläser und dem melodietragenden Saxophon. Das balladeske „Some other time“ der Sängerinnen erklang ebenso wie die Up-Tempo Kompositiom „Tonight“ mit Gesang, Cello, Trompete, Saxophon, Piano, Bass und Schlagzeug. Zum Abschluss des Konzertes ehrten Sternal, Gelhausen und die Cellistin Büstgens den Komponisten Bernstein mit dem sensiblen und intimen „Somewhere“.
Nach dem offiziellen Ende des Konzertes verlieh Verleger Peter Hanser-Strecker Rolf Zitzlsperger für dessen kulturellen Verdienste den Preis der „Stiftung Pro Viva Musica“. Er würdigte damit zugleich den 100. Geburtstag des genialen Musikers Bernstein in Klassik und Jazz. Der große Hanser-Strecker erzählte in seiner burschikosen Art, wie der Gast an ihm hochkletterte und busselte. „Es war eine durchaus feuchte Angelegenheit.“
Der so vielfach geehrte Zitzlsperger appellierte an die zahlreichen Zuhörer im ausverkauften Frankfurter Hof in Mainz, weiterhin den Jazz zu stärken. „Was wäre die Stadt ohne diese Musik.“