Zu Pandemie-Zeiten lassen sich ja auch Veranstaltungen nicht langfristig planen. So holten der Jazzclub Schwäbisch Hall und das städtische Kulturbüro relativ kurzfristig die vor 25 Jahren in Waiblingen geborene Sängerin Laura Kipp in die Hospitalkirche. Aktueller Anlass war die aufwendig produzierte Debüt-CD „Quiet Land“, bei der partiell noch der Trompeter Joo Kraus, der Saxofonist Markus Harm und der Gitarrist Christoph Neuhaus (Landesjazzpreisträger Baden-Württemberg 2021) und sogar ein Streicherensemble mitmischten.
Nach Schwäbisch Hall brachte Laura Kipp nur ihre dreiköpfige Rhythmusgruppe mit, die von dem überaus wendigen und sehr spielfreudigen französischen Tastenkünstler William Lecomte dominiert und von dem Bassisten Jens Loh und dem Schlagzeuger Eckhard Stromer kongenial komplettiert wird. Jens Loh kennt man im Südwesten längst als zuverlässigen Sideman; in dieser Gruppe fungiert er sozusagen als „Musikalischer Direktor“, der die meisten Stücke beisteuert. Für die Texte sorgt dann die polyglotte Protagonistin.
Semantikfreie Scat-Vokalisen praktiziert die Mezzosopranistin mit angenehmem Timbre zwar auch, variiert diese zuweilen, doch extemporiert sie in ihrem durchgeplanten Programm keine kreativen Improvisationsbeiträge. Für ihre Dozentin an der Stuttgarter Musikhochschule, Anne Czichowsky, sind schöpferische Soloexkursionen ja bestimmend. Die beglückte Mentorin meint: „Laura Kipp ist nicht nur eine fabelhafte Sängerin, sondern auch eine ernstzunehmende Musikerin. Sie brachte schon ins Studium ein gut geschnürtes Paket aus Fleiß, Talent, Naturbegabung und menschlicher Liebenswürdigkeit mit, so dass man wusste, diese junge Frau wird ihren Weg mit wehenden Fahnen gehen. Ich freue mich sehr, dass Lauras Debüt so viel Anerkennung findet!“
Stilistisch vielfältig und in sich kontrastierend gaben sich die diversen Titel allemal, die dynamische Bandbreite war beträchtlich. Groove und Kontemplation, Coolness und Exaltiertheit, Konventionelles und Neutönerisches in Eintracht harmonierend. Reizvoll auch, wie Jens Loh seinen Kontrabass zupfte und strich und den Viersaiter mal gitarristisch als auch wie eine indische Sitar erklingen ließ. Dezent und kräftig zuschlagend zugleich Eckhard Stromer am konventionellen Drumset.
Nach bedächtigen Balladen und angerockten Songs bescherte die intensiv agierende Band dem begeisterten Publikum einen deftigen Zwölftakter. „Mr. P’s Blues“. Da gab es beherzte Wechselspiele, und der unermüdliche William Lecomte am noblen Steinway legte sich mal wieder ordentlich ins Zeugs.