Es gehört zum besonderen Reiz des Jazz, dass er im besten Fall seinen Zuhörern die Komplizenschaft an einem spontanen Erschaffungsprozess ermöglicht. Das Kölner Trio POLLON schenkte dieses Vergnügen beim „Achter“ des Jazzarchitekten in Wiesbaden.
Allzu häufig verstecken sich mittlerweile auch Jazzmusiker hinter wuchtigen Notenständern, und tatsächlich: auch vor Saophonistin Theresia Philipp stand ein Notenständer mit einem ansehnlichen Stapel Noten. Doch weit gefehlt. Die Kopf-Themen der Titel des Trios mögen ausformuliert sein, das Gefühl vorgefertigte Kost serviert zu bekommen stellt sich allerdings erfreulicherweise in diesem Konzert nie ein.
Stattdessen musizierte – und vor allem: improvisierte – POLLON mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, die man erwarten dürfte, wenn die drei – mit David Helm am Bass und Thomas Sauerborn am Schlagzeug – regelmäßig und häufig zusammen spielen würden. Angesichts zu weniger Auftrittsmöglichkeiten für hochklassigen Jazz ist das eher unwahrscheinlich. Und so darf man wohl davon ausgehen, dass allein die Klasse der beteiligten Musikerin und ihrer beiden Mitstreiter diese dichte Kommunikation ermöglicht.
In diesem Trio wirkt nichts aufgesetzt, stattdessen: schiere Lust am Spielen. Gelegentlich wirkt es sogar so, also ob die Musiker mindestens genauso für sich selbst spielen wie für ihr Publikum – in ihrem Aufeinanderhören, ihrem sensiblen Aufeinandereingehen. Jazz als ästhetisches und intellektuelles Vergnügen.
| pollon – herb (Klaeng Records)
Jazzfotografie Frank Schindelbeck, Ausstellung in Rüsselsheim: