Mardi Gras.BB beim 3sat-Festival, 08.09.2002

Sie sind die Voodoo-Teufel aus dem Rhein-Neckar-Dreieck. Sie verhexen ihre Zuhörer mit groovenden und rockenden Rhythmen, mit satten Bläsersätzen und brodelnder Percussion. Ihre Wurzeln haben sie im alten New Orleans, wo in den Brass Bands die Musiker mit Trommeln und dem Takt angebenden Sousaphon hinter Trompeten, Kornetts und Posaunen durch die Straßen marschierten. Wen wundert´s also, dass die „Mardi Gras. BB“ sich unters Publikum im 3sat-Zelt mischt, das rhythmische Feuer der Kreolen entfacht und quirlig durcheinander wirbelt, bevor sie auf der Bühne mit ihrem DJ Mahmut zusammentrifft. Der motzt im weiteren Verlauf des Konzertes die schrägen Kompositionen collagenartig mit gescratchen Puzzleteilen auf.

Denn in der Tradition der Marching Bands aus New Orleans liegen nur die Wurzeln jener Mixtur, mit der die elf Musiker das Publikum zum rhythmischen Wiegen und Zucken der Körper verleiten, weil nun mal im engen Rund des Zeltes und der Stuhl- und Bankreihen kein Platz zum Tanzen ist.

Sänger „Doc“ Wenz, von zu Hause Mediziner, schreibt die Songs und die meisten Arrangements. Er hat ein Faible für schräge Harmonien und entlässt die Band im „Country Funkyfier“ auch mal ins chaotische, freie Kollektiv. Rockigen Rhythm&Blues erlebt die Mardi Gras BB bei „Dreamtime in Memphis“, tanzt einen Cha-Cha-Cha, attackiert das Publikum mit einer ausgefallenen Interpretation von „Kung Fu Fighting“ und parodiert in einer der Zugaben China-Sing-Sang in „Hop sing song. Hinter den kochenden Soli der Saxophonisten Christl Marley und Steffen Weber pulsieren die Trommler Erwin Ditzner und Drago von Traben. Gleißend sind die Blechbläsersätze von Chris Bishop und Kaeptn Kipper an den Flügelhörnern sowie den Posaunisten Robert Göring und Uli Roesner. Und hinter allen stößt stützend Reverend Krug seine Bass-Riffs ins mächtige Sousaphon. So geht es quer durch die Gefilde des Jazz, Latin, Gospel, Country und Rock. Anfeuernd und mitreißend. Die Band ist stets in Bewegung und lässt auch dem Publikum kaum Zeit zum Luftholen – mit einer Ausnahme: der schon fast rührselig gesungenen und mit einem wohligen Trompetensolo angerichteten Ballade „Desert Rose“.

Als die Band schließlich nach einigen Zugaben durch die Reihen des Publikums jammt, stellen die Zuhörer enttäuscht fest, dass die 90 Minuten Powerplay an diesem Abend keine Fortsetzung finden. (Sendetermin: 30. Dezember 2002, 13.45 Uhr)

| Mümpfers Jazznotizen

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