„Starke und eingängige Melodien sowie prägnante Rhythmen“ sind Ausgangspunkt und Inspiration des „U. K.–Quartetts und dessen kreativer Kraft.
Für ein Konzert im rheinhessischen Schornsheimer Kulturhof erweiterten die vier Künstler aus dem Ruhrpott ihre Musik durch passende Strukturen und Improvisationen. Das Publikum im gut besetzten Raum feierte die Band aus dem Umfeld des „Tatorts Jazz“ begeistert mit reichem Applaus.
Wenn auch Dizzy Gillespies 1944 geschriebene Komposition „Bebop“ einer ganzen Stilpoche den Namen gab, so war das Stück keineswegs für den Einsatz des Sousaphons des Bassisten Alex Morsey gedacht. Hingegen war „Big Boy Bossa“ nach der Versicherung des Schlagzeugers Uwe Kellerhoff eigentlich für das mächtige Blasinstrument geschrieben, wurde aber von den „U.K. Quartett“ ohne den dunkel gefärbten Tieftöner gespielt. Dagegen ist Duke Ellingtons „Caravan“ in der Zugabe geradezu prädestiniert, seine laszive Exotik von dem Sousaphon betonen zu lassen. Und das ausgedehnte Schlagzeug-Solo des Bandleaders treibt auf den zahlreichen Trommeln die rhythmische Progression unerbittlich weiter. Die Interpretation der ungeraden und verqueren Rhythmen des „jungle“ Stückes waren eine der Überraschungen, mit denen das Quartett an diesem Abend in „Oma Inges Kulturhof“ aufwartete.
Neben Wayne Shorters „Lester left town“ sowie „House of Jade“ aus 1965 mit dem singenden Sopransaxophon oder Gillespies und Ellingtons Fremdkompositionen stammte die Mehrzahl der Stücke aus der Feder des namensgebenden Leaders und Schlagzeugers Uwe Kellerhoff. “Akoli“ etwa, das der Debut-CD seinen Titel verlieh, ist die Impression eines kleinen Ortes in Griechenland, in den sich Kellerhoff und die Sängerin Milli-Heuser für zwei Monate zurückzogen, um das Meer zu genießen und viele Kompositionen zu schreiben. Einer romantischen und verspielten Einleitung folgen weich das Tenorsaxophon von Peter van der Heusen und mit den Besen auf den Fellen des Drumsets Komponist Kellerhoff. „Die sinnliche Landschaft mit ihrer uralten Kultur findet sich in der Komposition“, sagt der Musiker aus Bochum.
Die Eigenkomposition „Flaneur“ lebt von der liedhaften Einleitung, den reizvollen Basslinien, dem flüssigen Tenorsaxophon-Spiel und den Ostinati auf dem E-Piano von Matthias Dymke. Der Pianist besticht durch die nahtlosen Wechsel zwischen hart angeschlagenen Akkorden und perlenden Läufen. Der Kontrabass wird in wenigen Passagen mit dem Bogen gestrichen, die Songs scattend mit Vokalisen des stämmigen Morsey angereichert. Van der Heusen spielt mehrheitlich weich, aber in den Stakkati hart und expressiv. In „Isie“ wechselt Bassist Morsey erstmals in diesem Konzert zum Sousaphon, auf dem er nicht nur rhythmische Akzente setzt, Kiekser oder Jauchzer bläst sondern auch fließende Melodien spielt.
Das rhythmisch und instrumental abwechslungsreiche Programm wird im Konzert und der CD eingeleitet von „Two souls“ und „Five“ mit dem kraftvollen Anschlag auf dem Piano, dem Bass und Gesang. In „Two souls“ pulsiert die gleiche funkige Melodie einmal auf dem Saxophon sowie auf dem grummelnden Kontra-Bass. Stets präsent ist der Schlagzeuger, dessen Kompositionen Ende 2017 zur Gründung des „U.K. Quartetts“ führten. Obwohl einige der Musiker sich bereits aus dem „Tatort“-Umfeld kannten, war die Bildung der Vierer-Bande ein neues Erlebnis. „Ich habe geradezu gebettelt, einmal meine Komposition in dieser Besetzung spielen zu können“, erinnert sich Uwe Kellerhoff.
CD: U.K. Quartett – Akoli
A Tatort Jazz-Publication
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