Das Konzert beginnt leise, fast unhörbar und wird ebenso sanft und ruhig enden. Zwischendurch werden die vier Musiker des Christian Wallumrod Ensembles nur in wenigen Passagen aus den impressionistischen Schwebungen und Schwingungen ausbrechen, sich zu dynamische, ja lautstärkeren Ausdrucksformen aufmachen. Wenn Musik mit „pastellfarbig“ charakterisiert werden kann, dann diese Kompositionen, die allen Vorstellungen skandinavischer Kühle gerecht werden und die dennoch emotional und voller Seele sind.
Christian Wallumrod tupft eine Single-Note-Reihe in die Tasten. Im Hintergrund sind die kaum hörbaren Gongschläge von Per Oddvar Johansen zu vernehmen. Nils Okland streicht zart die Hardanger-Fiddle mit ihren vier Saiten und den weiteren Resonanzsaiten. Trompeter Arve Henriksen überlagert die dominanten Atemgeräusche in seinem Instrument mit zurückhaltendem Ton. Manchen Stücken wie diese Einstimmung auf ein Konzert, das vor allem von Klangflächen und schwebenden Sounds lebt, haben (noch) keine Titel. Andere klingen vertraut wie „Fjell“ oder „Psalm“. Für folkloristische Impressionen sorgt dabei die Fiddle, in anderen Stücken zusätzlich das Harmonium, das Wallumrod sparsam klangfärbend einsetzt. Stärker im Ohr bleiben indessen die Duos von Oklands Fiddle sowie im zweiten Teil des Konzertes der Viola d´amore (wie die Hardanger mit Spiel- und Resonanzsaiten bestückt) mit Henriksens Trompete. Mal unisono, dann wieder im verflechtenden Ruf-Antwort-Spiel sowie mehrstimmig und mit „schrägen“ Harmonien formen die beiden Sound-Scapes mit folkoristischem Touch.
Konventionelle Jazzstrukturen liegen den vier Musikern fern. Sie entwickeln Sounds von meditativem Charakter selbst in den lebhafteren Passagen. So schreckt der Zuhörer auf, wenn Henriksen unvermittelt in einem sanften Kollektiv die Trompete für einen Akkord regelrecht „aufschreien“ lässt. Kraftvoll spielt Wallumrod paradoxerweise das winzige Kinderklavier, dessen hin und wieder an einer Maultrommel erinnernde Tonbildung durch Johansen auf dem Xylophon harmonisch abgerundet wird.
Der Drummer leitet auch den „Horseshoe waltz“ mit Fingerspiel auf der kleinen Trommel ein. Wallumrod greift in die Saiten den Flügels, dämpft so die Töne, bevor er zunächst einzelne Akkorde und dann kurze Melodiefragmente intoniert, die von Okland auf der Hardanger-Fiddle aufgriffen und variiert werden. In einem Solo-Stück legt der Pianist über durchlaufende Ostinati in den Bässen seine Melodie mit folkloristischen Motiven. Ebenfalls über einem beständigen Grundton formen Geiger, Trompeter und Schlagzeuger eine Geräusch-Collage mit den Klappen der Trompete, knarzenden Tönen auf der Fiddle und klopfenden Sticks auf dem Trommelrand.
Die Vielgestaltigkeit der Soundfindungen hält die Spannung bei einer Musik aufrecht, die vor allem durch Ruhe und Kontemplation geprägt wird. Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass durch das Experimentieren, musikalischer Gehalt verloren gehen könnte. Derzeit gelingt dem Wallumrod-Ensemble diese Gratwanderung gerade noch.