Bei vollbesetztem Parkett der Hospitalkirche bot Gitarrist Christoph Neuhaus mit seinem groovigen Quintett einen kurzweiligen Jazzabend.
Schwäbisch Hall. Eigentlich hätte der 2021 zum baden-württembergischen Jazzpreisträger gekürte Christoph Neuhaus bereits Anfang März 2022 in der Hospitalkirche gastieren sollen. Doch dieses Konzert musste abgesagt werden, da sein damaliger Schlagzeuger Christian Huber kurz zuvor auf der Autobahn bei Karlsbad ganz tragisch tödlich verunglückt war. Erst jetzt konnte der 1986 in Stuttgart geborene Gitarrist sein Debüt in Schwäbisch Hall nachholen, nachdem er immerhin ein musikalisches Neujahr 2024 bei Würth in Künzelsau gefeiert hatte.
Außer der Sängerin Caro Trischler sind von den aktuellen Neuhaus-Mitstreitern alle schon in Hall aufgetreten, so der Kontrabassist Sebastian Schuster 2018 beim Jazz-Art-Festival mit seiner südafrikanisch orientierten Formation „Seba Kaapstad“, Keyboarder Ulf Kleiner ein Jahr später als Quartett-Mitglied des Trompeters Joo Kraus in der Kunsthalle Würth und Daniel Mudrack bereits 2014 als Drummer der Barbara-Bürkle-Band innerhalb der Reihe „Jazztime“.
So traditionell orientiert und auf gepfefferten Pop sowie samtweiche Songs bedacht war seit 1985, als in Baden-Württemberg ein jazziger Landespreis erstmals vergeben wurde, kaum ein Gewinner hierzuländle..
Christoph Neuhaus benennt seine variabel besetzten Combos „Ramblin Bird“, was sich mit „vagabundierender Vogel“ übersetzen lässt. Symptomatisch dabei bleibt, dass immer wieder eine Sängerin mitwirkt. Nach Schwäbisch Hall kam nun Caro Trischler mit (in der Nachfolge von Franziska Schuster, Alexandra Seubert und Pauline Ruhe). Die aus dem Badischen stammende 29-jährige Wahl-Mainzerin verfügt als Mezzosopranistin über ein makelloses Timbre, bevorzugt bei aller introvertierten Intensität leisere Töne und tritt in der Szene – sich selbst auf der Klampfe begleitend – noch als Songwriterin hervor.
Christoph Neuhaus ist ein musikalischer Globetrotter, studierte das ambitionierte Saitenspiel u.a. bei Frank Kuruc sowie Wolfgang Muthspiel und bewährte sich mittlerweile vielerorts als Gitarren-Dozent. In Hall setzte er fast ausnahmslos ein weiß lackiertes E-Gitarrenbrett ein, nur bei einem Stuck nahm er ein naturbraunes Korpusinstrument zur Hand, während der ansonsten exakt zupfende Tieftöner Sebastian Schuster zeitgleich zum Bogen griff und sozusagen ziemlich „cellistisch“ und klassisch agierte.
Neuhaus kreiert in seiner Art von Gesamtkunstwerken gerne (aber nicht ausschließlich) Bedächtiges und Gefühlsvolles – als Komponist, englischsprachiger Texter und penibler Arrangeur. Ein wahrhaftiger „Story-Teller“ auch bei seinen launigen Ansagen, in denen er zudem für seine Vinyls und ein Linoprint-Fotokunstbuch warb. So überraschte ihn im australischen Sydney eine Spinne im Kühlschrank, woraufhin er dann das Stück „Frances“ konzipierte.
Christoph Neuhaus ist wahrlich ein musikalischer Allrounder und Kosmopolit. Alles Mögliche wie zackiger Tango, Country in Western-Romantik, Blues im Swing-Stil, treibende Grooves, deftiger Rock mit quengelnden und aufjaulenden Gitarrensounds wird in der munteren Melange vereinnahmt. Und ein Zitat von Jimi Hendrix schleicht sich auch noch ein.
Tastenmann Ulf Kleiner konzentrierte sich bei seinen ausführlichen Improvisationen hauptsächlich auf den hauseigenen Steinway-Flügel, wobei dann seinen beiden elektronischen Keyboards meist nur eine begleitende Nebenrolle zukam. Info Bei der nächsten von Jazzclub und Kulturbüro gemeinsam verantworteten Veranstaltung ist am 28. Januar die Sängerin Fola Dada mit ihrem Nina-Simone-Programm zu hören.
Photos: Hans Kumpf