Es ist die kompromisslose Bereitschaft und zugleich Offenheit, die die Frankfurter Barrelhouse Jazzband seit mehr als 60 Jahren antreibt. Bei ihrer Gala 2016 eröffnet die Formation das dreistündige Konzert ohne ihre internationalen Gäste mit gewohnter Souveränität, Präzision und sichtlicher Spielfreude. Der Funke springt bereits bei Henry Red Allans „Get Rhythm in your feet and music in your soul“ über. Die Frontline der Bläser mit Frank Selten an den verschiedenen Saxophonen und Klarinette, Host Schwarz mit Trompete, Posaune und Gesang sowie Reimer von Essen mit Klarinette und Altsaxophon reißen das jubelnde und mehrheitlich treue Barrelhouse-Publikum ebenso zu Begeisterungsstürmen hin wie die Rhythmiker mit Lindy Huppertsberg am Kontrabass, Roman Klöcker mit Gitarre und Banjo, Michael Ehret am Schlagzeug sowie Christof Sänger am Flügel. Der Pianist hat sich in der Band immer mehr freigespielt und neben den Bläsern eine melodietragende Rolle übernommen. Das Publikum hat es wohl nicht bemerkt, doch die Qual Christof Sängers beim Spiel auf dem leider schlechten Instrument ist spürbar. Da hilft auch kein Stimmen des Instrumentes mehr.
Die Barrelhouse präsentiert an diesem Abend die neue Schwarz-Komposition „Funky Shuffle“ in der Reihe der zahlreichen Eigenkompositionen wie „Margerita“ mit seinen kreolischen Rhythmen. Solche kreativen Werke halten die Musik und die Band lebendig und mit dieser Offenheit setzen sich die Frankfurter von vielen Puristen des New-Orleans Jazz ab.
Denise Gordon schwenkt die Hüften und tanzt auf der Bühne der Nieder-Olmer Ludwig-Eckes-Halle gleich einem Temperamentsbündel mit tragender, kräftiger, blues- und gospelgetränkter Stimme. Die farbige Sängerin ist Engländerin mit karibischen Wurzeln, aber mittlerweile fester Bestandteil der Szene in New Orleans und bei dieser Gala Gast der Barrelhouse Jazzband. Eigenen Worten zufolge singt sie seit dem dritten Lebensjahr, als ihre Mutter sie mit in die Kirche nahm. Kein Wunder, dass Spirituals und Gospels ihr Metier sind. Zugleich passt sie in ihrer stilistischen Vielseitigkeit so gut in das Konzept der Frankfurter Jazzer, dass die vitalen Traditionalisten eine CD mit ihr eingespielt haben.
Roy Williams ist mit fast 80 Jahren der Senior unter den Gästen der Barrelhouse Jazz-Gala 2016 und ein Charmeur der alten Schule. Wenn er die Posaune ansetzt, sie weich und dennoch kraftvoll bläst, dann reißt er mit George Gershwins „Isn´t it a Pity“ das Publikum in der nahezu voll besetzten Halle zu Beifallsstürmen hin. Er spielt solo mit der Rhythmusgruppe der Frankfurter Band in dem zunächst dunkel timbrierten „Morton Swing“. Im Trio bei John und Reb Spikes „Someday Sweetheart“ klettert Trompeter Bruce Adams mit seinem Instrument in die spitzen High-Note-Lagen, umspielt Ken Peplowski mit Klarinette und Tenorsaxophon elegant seine beiden Partner oder überrascht bei „On the sunny side oft he street“ der Publikum als lässiger Sänger.
Pepelowki besticht mit humorvoller Moderation, wenn er unter dem zustimmenden Gelächter der Zuhörer erläutert, dass sein britischer Kollege als Brexit-Flüchtling und er als New Yorker Musiker auf der Flucht vor Trump in Nieder-Olm gelandet sei. Die drei Bläser aus Großbritannien und Amerika stehen relaxed auf der Bühne, sprechen die Soli ab und spielen traumhaft sicher zusammen.
Mit einen grandiosen Finale aller Künstler auf der Bühne sowie dem traditionellen Marsch durch das stehende Publikum geht die Gala 2016 zu Ende.