„Treffpunkt Jazz“ mit dem Isfahan-Projekt in Mainz, 17. April 2018

„Isfahan“ ist ein Jazzstück, das Duke Ellington und Billy Strayhorn zugeschrieben wird. Auf Ellingtons Album „Far East Suite“ wurde es 1967 veröffentlicht und präsentierte den Solisten Johnny Hodges am Altsaxophon. Die zunächst „Elf“ genannte Komposition gilt unter Kennern als das wohl schönste Stück in Ellingtons gesamter Produktion.“

Kein Wunder, dass der 25. „Treffpunkt Jazz“ mit „Isfahan“ eröffnet wurde, wobei Viktor Fox am Tenorsaxophon in die Rolle Hodges schlüpfte. Jazzig eröffnete das Trio mit dem Kontrabassisten Niklas Schumacher und dem Drummer Leo Asals das Konzert, bevor Mohamad Azadpour mit der persischen Geige sowie Emad Massali mit der Santur in einem persischen Folklore-Stück den Frühling priesen. Das Publikum im überfüllten Saal des Frankfurter Hofes in Mainz begeisterte sich für die nahöstliche Tonfärbung und die ungewöhnliche Rhythmik der persischen Musik. Im Laufe des Abends stellten sich die fünf Künstler aus dem Iran und die fünf Studierenden der Mainzer Musikhochschule zunächst getrennt vor, vermischten sich dann musikalisch, um im Finale wild  sowie eruptiv in ein orgiastisches  Crescendo einzumünden, an dem sich nach und nach alle Künstler beteiligten.

Caroline Trischler faszinierte mit heller Stimme und emotionalem sowie modulationsfähigem Gesang, Sebastian Kling am Flügel mal mit perlender Begleitung, mal mit wuchtigen Akkorden. Azadpour strich flott die persische Geige, nahöstliche Stimmungen zauberten Ramin Rahmi mit der Langhalslaute Tar und Emad Musaeri mit dem Hackbrett-ähnlichen Santur sowie Siawasch Afshar mit den Keyboards. Für die entsprechenden Rhythmen sorgte Babak Musaali mit den unterschiedlichen Rahmentrommeln. Dialogische Improvisationen von Studierenden und Gästen füllten den Raum. Piano verbündete sich berauschend mit Tar oder mit Geige, Keyboard mit Drums, Santur mit Gesang. Kompakte Mehrstimmigkeit belohnte Neugier und Offenheit der Akteure.

Professor Claudius Valk lobte das „wunderbare interkulturelle und Multiprojekt“, das die „Fäden von Morgen- und Abendland zu einem Mittagsland verwob“. Perkussive Improvisationen auf den Körpern von Bass, Saxophon, Laute und Schlagzeug rissen die Zuhörer von den Sitzen. Der spannende Dialog mit packenden Rhythmen, enormer Spielfreude und Improvisationskunst begeisterte, vor allem weil die Kulturen zwar autark blieben, aber bei unterschiedlicher Akzentsetzung dennoch verschmolzen.

Die leitenden Jazz-Professoren Sternal und Valk schrieben zwei kleine Lines und Jingles, die unter anderem auf die Tutti sowie auf die Improvisationen von Coltranes „Resolution“ in F-Moll aus „Love Supreme“ und Ellingtons „Isfahan“ mit einem ausgedehnten Saxophon-Solo hinführten.

Als eine der schönsten und interessantesten Begegnungen in der Reihe „Treffpunkt Jazz“ lobte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse die auch von der Landesregierung Rheinland-Pfalz unterstütze Kooperation der Musikhochschule mit dem Ensemble „Isfahan“ unter dem Initiator Behrouz. Es sei Sternal zu verdanken, dass sich so viele Mainzer für den Jazz interessierten.

Beim Projekt „Musik und Kultur auf der Flucht“ spielte die Fusion von Jazz und iranischer Folklore eine zentrale Rolle. Dies sei ebenso wie viele Instrumente unter der heutigen Regierung leider nicht erlaubt. Die Stadt Isfahan aber lebe mit Musik und Kunst, betonte Asadi. Es gebe immerhin eine die verbindende Sprache der Musik, die sich an diesem Abend in den gemeinsamen Improvisationen zeigte. Den Musikern aus den beiden Kulturkreisen gelang es, östliche Klänge in westliches Idiom zu übersetzen.

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