Komplexes Buntes: Nicht nur bluesiges Blau
Der Pianist Volker Engelberth und sein Quintett setzten in der Hospitalkirche bei „Jazztime“ die Farbskala in eigenwillige Klanggemälde um: „Prismatic Colours“ nennt sich sein gesamtkunstwerkliches Projekt.
Als Grundfarben gelten ja Rot, Blau und Gelb. Bekannt ist auch die Farbenlehre von Geheimrat Goethe. Der 1982 in Köln geborene Volker Engelberth hat sich nun kompositorisch mit den “Prismatic Colours” auseinandergesetzt. Seine ganz eigene „Farbenkreismethode“ realisierte er zunächst auf CD und geht damit auch auf Tournee. Allerdings war bei der Mitte Juni 2018 veröffentlichten Platteneinspielung noch der Trompeter Bastian Stein dabei, jetzt agiert in Engelberths Quintett nach dem gleichen Notenmaterial für ein in „B“ gestimmtes Instrument der aus Darmstadt stammende Saxofonist Stefan Karl Schmid auf einem Sopran und einem Tenor. Nach wie vor mit von der Partie sind dessen schwäbischer Instrumentalkollege Alexander „Sandi“ Kuhn sowie die treue Rhythmusgruppe mit Arne Huber (Kontrabass) und Silvio Morger (Schlagzeug).
Das Konzert startete – dem Tonträger gemäß – mit der Farbe Rot, allerdings überhaupt nicht feurig und der Tempoangabe „Rubato“. Der mittlerweile in Mannheim beheimatete Volker Engelberth, baden-württembergischer Landesjazzpreisträger von 2016, begann auf dem Flügel seine unbegleitete Introduktion sehr choralhaft, bevor Kuhn auf dem Tenorsaxofon und Schmid auf dem Sopransaxofon in den hymnischen Modus mit einstimmten. Adäquate Unterstützung erfuhr diese ruhige Besinnlichkeit durch den Einsatz weicher Filsschlägel am Drumset. Sehr obertonhaltig zupfte zudem Arne Huber seinen Bass, während der Bandleader ostinate Figuren einfügte und ziemlich romantisch vorging. Bedächtig s(ch)wingte die Nummer aus. Gleich zu Beginn seiner Performance hatte Volker Engelberth dem konzentriert lauschenden Publikum gegenüber betont, dass er mit der musikalischen Ausdeutung seines Farbenprismas keinen Absolutheitsanspruch stelle, sondern nur einen „Serviervorschlag“ unterbreiten wolle.
Schon auf der CD klingt „Blau“ relativ bluesig, und bei anderen Bunt-Stücken sind alternierende Taktarten und schnelle Wechsel von komplexen Harmonien zu konstatieren. Ziemlich „hot“ improvisierte in der Hospitalkirche unter trompetenden Barockengeln immer wieder Alexander „Sandi“ Kuhn. Mehr an rhythmisch akzentuiertem Bebop als nach meditativen „Klangfarben“ orientierte sich so manches Engelberth-Opus. Als eine „coole“ Zugabe brachte die Combo einen auch von Nat King Cole interpretierten „Gassenhauer“ (Engelberth) zu Gehör, nämlich „You Stepped Out of a Dream“. Letztendlich eine Paradenummer für den Mann am Klavier mit kantigen, perlenden und akkordischen Sequenzen als auch für den stets mit einem Zwischenapplaus belohnten besonders freudig blasenden Sandi Kuhn, übrigens Landesjazzpreisträger Baden-Württemberg von 2013.
Text und Fotografie von Hans Kumpf – Kumpfs Kolumnen