„Vitold Rek & Young Spirit“ beim SWR in Mainz, 18. Februar 2016

Mebus Ast Rek - Foto: Mümpfer

Es sind die Eleganz gepaart mit neutönerischen Harmonien bei gleichzeitiger Liedhaftigkeit sowie die Verwendung modaler Strukturen, die das Improvisieren Vitold Reks über die Normalität des Jazz-Basses hinausheben. Das Spiel auf dem voluminösen Instrument wird Medium eines tief empfundenen Gesanges und einer ebenso tief verwurzelten Liebe zur Folklore seiner polnischen Heimat.

Begleitet wird der „Altmeister“ und Träger des Hessischen Jazzpreises beim „SWR live!“-Konzert im Foyer des Mainzer Funkhauses von Studierenden der Hochschule für Musik mit professionellem Anspruch. Die Saxophonistin und Vokalistin Miriam Ast wird in diesem Jahr an der Royal Academy of Music in London mit dem Master abschließen, der Trompeter und Flügelhornist Marko Mebus ist Mitglied des Bujazzo und das Quintett des Pianist Jan Felix May steht beim Wettbewerb des renommierten Jazzfestivals Burghausen im Finale.

Beim Mainzer Konzert präsentieren „Vitold Rek & Young Spirit“ neben zwei Kompositionen Duke Ellingtons („I´ am beginning to see the light“ und „Come Sunday“) sowie einem Klezmer Arrangement vor allem Stück der Bandmitglieder wie Mays „Lovely Night“, das schnelle „20 000“ des Schlagzeugers Julian Camargo“ mit Flügelhorn-Klängen, die an Chuck Mangione erinnern und die Ballade „Where art thow“ des Trompeters Mebus.

 „Zbigi“ darf in einem Konzert des Bassisten Vitold Rek nicht fehlen. Luftige Klänge und eine einfach gehaltene, melancholisch-schöne Melodik zeichnen die Komposition aus, die Rek dem früh verstorbenen Landsmann und Geiger Zbigniew Seifert gewidmet hat, aus. Der komplexe Gruppensound gleichberechtigter Partner faszinieren auch beim Konzert des an der Mainzer Musikhochschule lehrenden Bassisten mit seinen „Young Spirits“. Zwar hält Rek die Zügel in der Hand, doch lässt er sich von den Partnern so weit inspirieren, dass selbst Rek-Stücke wie „For good and all“ überraschen.

Getragen und lyrisch bläst Mebus auf dem weich klingenden Flügelhorn mit Atemgeräuschen und Vibrato durchsetzt seine Ballade, während er in anderen Stücken wie in dem Rek-Blues „Sweet and Short“ als kraftvoller Trompeter mit souveränem High-Note-Spiel agiert. In seinem „Lovely Night“ erweist sich der Pianist, der an anderer Stelle Blockakkorde schichtet oder mit Single-Note-Einwürfen brilliert, als fingerfertiger Hochgeschwindigkeits-Spieler. Miriam Ast singt und scattet ausdrucksstark, emotional und mit virtuoser Stimmführung. Hin und wieder umranken sich Stimme und Flügelhorn. Auf dem Altsaxophon wetteifert sie mit dem Trompeter im Frage-Antwort-Spiel oder komplettiert den Klang in kurzen Unisono-Passagen.

Stolz ist Vitold Rek auf seine Komposition „Opus Absolutum“, die auf fünf Tönen basiert, teils sakral und teils folkloristisch klingt sowie von Miriam Ast auf dem Saxophon mit meisterhaftem Einfühlungsvermögen intoniert wird. Auf der anderen Seite des Repertoires steht das heitere “Mr. La“, das tief in die polnische Tradition zurückführt, von der Rek beschwingt zu singen weiß.

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