„The Bad Plus“ und „hr-BigBand“ in der Jazzfabrik Rüsselsheim; 11. April 2014

Bad Plus & hr Bigband - Foto: Mümpfer

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer

Mal sind die Einleitungen ruhig und melodiös mit sanfter Besenarbeit des Schlagzeugers Dave King sowie sparsamen Akkordeinwürfen von Ethan Iverson am Flügel wie im Opener „Everywhere you turn“, mal beginnt ein Stück up-tempo mit rhythmischen Drive des Drummers und einem Finale mit Harmonielinien auf dem Kontrabass von  Reid Anderson. Immer werden die ebenso eigenständigen wie eingängigen Kompositionen die Piano-Trios „The Bad Plus“ kontrastiert durch das opulente Klangfarbenspiel, das Chefdirigent Jim McNeely für die hr-Bigband schreibt. So treffen die Vielstimmigkeit und Sounds der Bläsersätze dieser renommierten und brillanten Großformation sensibel und dennoch klangprägend auf die ebenso aufregende Brillanz des Trios.

Bei dem Gemeinschaftskonzert der hr-Bigband mit „The Bad Plus“ im Rahmen der Rüsselsheimer „Jazzfabrik“ ersetzt das Trio aus Amerika die an sich souveräne Rhythmusgruppe der Rundfunk-Bigband und beide Partner fügen sich in McNeelys Bearbeitungen  der Kompositionen von Iverson, Anderson und King so trefflich zueinander, als hätten sich schon immer gemeinsam gespielt. Oftmals expressiv setzen Solisten wie die Tenorsaxophonisten Steffen Weber und Tony Lakatos, der Klarinettist Oliver Leicht und der Posaunist Peter Feil Schwerpunkte bei der Bigband-Abrundung des Trios.

Beide Formationen sammelten  zahlreiche Erfahrung mit den unterschiedlichsten Partnern: The Bad Plus“ unter anderem mit Künstlern wie Neil Young, Nirvana und Ornette Coleman, die hr-Bigband mit Steely Dan, Tanja Maria und John Abercrombie – Belege für die Offenheit und Universalität ihres jeweiligen Schaffens. Klangkörper mit kreativen und technisch virtuosen Solisten, die die Grenzen des Jazz überschreiten können, ohne die Ursprünge zu verleugnen.

Bei „Love ist he answer“, einer Komposition des romantisch veranlagten Bassisten Anderson wird die verträumte Single-Note-Einleitung des Pianisten unterstrichen von den warmen Klang dreier Flöten aus der Bigband. Raffinierte melodische Läufe auf dem Kontrabass und ein federnden Schlagzeug unterstreichen die Stimmung der Komposition. An die Ausdrucksformen und das Konzept der raffinierten Werke des Trios passt sich auch ein Arrangement an, das der Dirigent der Bigband speziell für die Gäste geschrieben hat. Bei „Hope Chest“ mit seinen überfallartigen choralartigen Bläsersätzen und liedhaften Stimmungen wechselt Iverson von einem kurzen und freien Zwischenspiel auf dem Piano zu einem sperrigen Lauf, während das Schlagzeug pulsiert und den Bass gradlinig marschiert bis die Bläser der Bigband mit einem kraftvollen Tutti und markanten Riffs einfallen, auseinanderdriften und sich in Chorälen wieder zusammenfinden.

Seine Liebe zu Klangfarbenspielen mit flirrendem Blech und ausufernden Holzblasintrumenten, auf- und abschwellenden Tutti mit großen Dynamiksprüngen kostet McNeely mit der Bigband ohne The Bad Plus in seinem Arrangement der Iverson-Komposition „Birthday Gift“ aus. Eines der eingängigsten Stücke des Konzertes ist wahrscheinlich „Giant“, in dem Komponist Anderson seine Melodie auf dem Bass mit ihren Thema-Variationen durchgängig den Klang bestimmen lässt. Iverson setzt sparsam Akkorde  oder lässt später einen Lauf aus den Tasten perlen und King Akzente mit dem Schlagzeug. Drei Flöten fliegen auf einem flächig gewebten Bläserteppich bevor das Stück mit einem Bass-Solo ausklingt.

Assoziationen an Thelonious Monk werden bei jenen kurzen Melodiefragmenten Iversons auf dem Piano wach, mit denen er die Akkordfolgen auf dem Kontrabass kommentiert. Die Bläser weben einen Klangteppich, über dem Steffen Weber ein ausdrucksvolles und expressives Saxophonsolo bläst. Und die Zugabe „Layin´a strip for the higher self state line“ mit seinen Anklängen an den Glen Miller-Sound schließt nach einem Klarinetten-Solo von Oliver Leicht mit einem „basta“-prägnanten Bass-Akkord von Anderson.

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