Jan Peter Tripp kooperierte mit dem Tentett „Franui“ in der Kunsthalle Würth

Franui Tripp  Foto: Hans Kumpf
Text und Photos: Hans Kumpf

Maler und Mahler, Süffisantes und Skurriles

Für und mit dem Maler Jan Peter Tripp spielte das Ensemble „Franui“ im überfüllten Adolf-Würth-Saal. Eine wirklich kunstvolle und einmalige Veranstaltung allenthalben. Einen Tag nach der Vernissage von Jan Peter Tripp im Kunstforum der Bausparkasse präsentierte sich das österreichische Ensemble „Franui“ mit einem Konzert in der Kunsthalle Würth. „Franui“, dies sei ursprünglich der Name einer Almwiese im Osttiroler AlpendorfInnervillgraten, wird man vielfach belehrt. Und in dieser Eintausend-Seelen-Gemeinde ist es bei Beerdigungen liebe Tradition, dass auf dem Wege zum Friedhof schicksalsschwere Märsche „Grave con Espressione“ intoniert werden. Nachdem die Leiche letztendlich verbuddelt worden und nun sämtlichem Erdenleid entledigt ist, wird quietsch-fidel drauf los musiziert – so schilderte es ja auch Louis Armstrong in seiner berühmten „New Orleans Function“.

Dies all bedeutete nachdrückliche Erlebnisse für die Dorfjugend, und aus diesem Impetus heraus formierte sich vor zwei Jahrzehnten die „Musicbanda Franui“ mit den Leitfiguren Andreas Schett (Trompete) und Markus Kraler (Kontrabass, Ziehharmonika). Schett und Kraler kreieren eine irrwitzige Musik, ohrenfällig ein Konglomerat aus Klassik, Bergbauernfolklore, Anklänge an ungarische Zigeunerweisen sowie an jiddische Musik, garniert mit beswingten Jazzphrasen. Dabei schöpfen sie zunächst aus überaus seriösen Quellen: Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav Mahler. Ihr Tentett „Franui“ weist eine geradezu kontroverse Besetzung auf mit vier forschen Blechblasinstrumenten, zwei Holzbläsern (Klarinetten, Altsaxophon), zwei Damen, welche Harfe, Hackbrett, Zither und Dulcimer bedienen, als auch Violine und Kontrabass. Zudem überzeugen die Instrumentalisten als intonationsreine Sänger.

Tripp - Foto Kumpf

Die Arrangements sind akribisch ausgearbeitet und entsprechend präzise erfolgt deren Interpretation. Symptomatisch im Sound sind der synkopierte Widerhall und tänzelnde Triolen, gepaart mit abrupten Dynamikwechseln. Schuberts Vertonungen von „Der Wanderer an den Mond“ und „Auf dem Wasser zu singen“ erfuhren bei der Performance in der Kunsthalle Würth dergestalt ganz neue Varianten. Zum festen Ritual gehört noch, dass Andreas Schett dazu ewig die gleichen Stories erzählt.

Im ersten Teil des Events war Jan Peter Tripp mit auf dem Podium. Links davon hatte er ein großformatiges Kunstwerk postiert: Ein absichtlich naiv-ungelenk dargestelltes Männerportrait in fotografisch-präzise gemaltem Goldrahmen. Dazu verlas Tripp eine süffisant-sarkastische Bildbeschreibung über „einen etwa 32-jährigen Bauernsohn mit Abwanderungsgedanken“, der später an der Kunstakademie in München studiert habe. Geboren sei diese Kunstfigur, so Tripp, im elsässischen Soufflenheim. Doch optische und biografische Bezüge zu dem im österreichischen Braunau am Inn auf die Welt gekommenen Adolf Hitler ließen sich nicht verheimlichen. Allerdings hat Jan Peter Tripps „elsässischer Bauernsohn“ noch frühzeitig Suizid begangen. Dazu passte perfekt die morbide Musik von „Franui“. Man hörte beispielsweise eine Bearbeitung des 3. Satzes der 1. Sinfonie von Gustav Mahler. Dieser ist bekanntlich ein Trauermarsch basierend auf der Kanonmelodie von „Bruder Jakob“, dramatisch transferiert ins Moll-Tongeschlecht. „Ständchen der Dinge“ hieß vielsagend und verschmitzt das Konzert plus integrierter Lesung.

Übrigens: Jan Peter Tripp (Jahrgang 1946) ist dem Jazz sehr zugetan. So hat er auch den Stuttgarter Pianisten Wolfgang Dauner foto-realistisch gezeichnet.

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