MI 01.02. 21:05 – 22:00 UHR
SWR2 NOWJazz
Fly
Die Neudefinition des Saxofon-Trios
Von Odilo Clausnitzer
Seit den Meilenstein-Aufnahmen von Sonny Rollins ist die Besetzung Saxofon-Bass-Schlagzeug im Jazz mit der Erwartung von Freiheit und Powerplay verbunden. Mark Turner, Larry Grenadier und Jeff Ballard haben mit ihrem kollektiv aufgestellten Trio Fly einen neuen Weg beschritten: weg vom kraftvoll-erdigen Muskelspiel, mehr Gewicht auf Komposition, durchdachte Arrangements, dynamische Differenzierung. Zwischen 2004 und 2012 hat die Band, die sich offiziell nie aufgelöst hat, drei Platten gemacht. Auch dank ihnen wurde Mark Turner zum vielleicht einflussreichsten Tenorsaxofonisten des aktuellen Jazz.
SA 04.02. 09:05 – 10:00 Uhr
SWR2 Musikstunde
Jazz Global
Ethio-Jazz: Ein Sound geht um die Welt
Von Thomas Loewner
Ethio-Jazz hat eine lange Tradition. Der „Godfather“ dieses Stils, der Jazz mit lateinamerikanischen Einflüssen und der traditionellen Musik Äthiopiens verbindet, ist der Vibrafonist Mulatu Astatke aus Addis Abeba. Er feiert 2023 seinen 80. Geburtstag und ist noch immer aktiv. Einem weltweiten Publikum wurde Astatkes Musik vor allem durch Jim Jarmuschs Roadmovie „Broken Flowers“ aus dem Jahr 2005 bekannt. Seitdem hat er mit zahlreichen Bands aus Europa und den USA zusammengearbeitet und es gab eine regelrechte Welle von Gruppen aus aller Welt, die auf den Ethio-Jazz-Zug aufgesprungen sind.
SA 04.02. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
Warmherzig und zupackend
Der französische Pianist Michel Petrucciani
Von Bert Noglik
Er hat nie mit Klängen gegeizt und sich geradezu an das Publikum verschenkt. Der französisch-italienische Pianist Michel Petrucciani wusste mit seinem Spiel zu bezaubern und zu berühren. Den Saxofonisten Charles Lloyd begeisterte er dermaßen, dass dieser sich entschloss, nach selbstgewählter Isolation auf die Jazzszene zurückzukehren. Michel Petrucciani, der mit der Glasknochenkrankheit geboren wurde und Zeit seines kurzen Lebens kleinwüchsig blieb, trotzte seines Handicaps mit einer exzessiven Freude an der Musik und allem, was die Welt zu bieten hat. Auch 23 Jahre nach seinem Tod strahlen seine Aufnahme noch immer Liebenswürdigkeit und Wärme aus.
SO 05.02. 19:25 – 20:00 UHR
SWR2 Jazz
Mein Name ist Bond, Jazz Bond
Jazz aus Agentenfilmen
Von Henry Altmann
So viel Jazz war im Jazzdienst Ihrer Majestät und Bond-Bombast erst mal gar nicht drin, dafür aber bei den Vorgängern, Varianten und Nachahmern. Ob bei Peter Gunn, dem James Bond-Prototypen in schwarz-weiß, oder in schlechten Plagiaten wie „James Tont“, „Charles Bird“ oder im Bond-Ableger „OK Connery“ mit Sean Connerys Bruder Neill – Jazz jagte und küsste, schoss und spielte mit, in Form von coolem Combo-, Breitwand-Big-Band-Sound oder Beat und Bossa.
DI 07.02. 20:05 – 21:00 UHR
SWR2 Jazz Session
Space
Ullén / Bergman / Lund beim Jazzfest Berlin 2022
Von Nina Polaschegg
Die Pianistin Lisa Ullén ist seit Jahrzehnten eine der zentralen Persönlichkeiten in Schwedens Improvisationsszene. Zusammen mit der Kontrabassistin Elsa Bergman und der Schlagzeugerin Anna Lund (beide gut eine Musikerinnengeneration jünger) spielt sie in einem fulminanten Trio: eine freie, vielschichtig pulsierende und klangfarbenreiche Musik mit viel „Space“ (so der Titel ihres Debütalbums). Im November waren die drei Schwedinnen beim Jazzfest Berlin 2022 zu Gast – und in dieser Besetzung überhaupt zum ersten Mal in Deutschland zu erleben.
MI 08.02. 21:05 – 22:00 UHR
SWR2 NOWJazz
Sonic Wilderness
Von Julia Neupert
Diese Reihe unternimmt Expeditionen in Randgebiete und Zwischenwelten des Jazz: Improv, Electronica, Klangkunst, Noise, Ambient oder Rock – hier kommen Neuveröffentlichungen und Entdeckungen zu Gehör, die sonst on air kaum zu haben sind. Abenteuerliche Klänge für abenteuerlustige Ohren.
SA 11.02. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
Der virtuose Schweiger
Erinnerungen an den Saxofonisten Gerd Dudek
Von Michael Rüsenberg
Gerd Dudek (1938 – 2022) war ein Mann der Extreme: am Instrument technisch perfekt und extrem wandlungsfähig. Er hatte ein langes Musikerleben, beginnend an der Seite des legendären Bassisten Oscar Pettiford, über Tanzmusik und das Orchester Kurt Edelhagen bis zum Free Jazz mit Peter Brötzmann. Mainstream und Avantgarde schlossen sich für Dudek nie aus, noch im hohen Alter war er in beiden Bereichen aktiv. Die meisten erlebten ihn als wortkarg. Die, die ihn näher kannten, sprechen von einem Anekdotenerzähler der Extraklasse.
SO 12.02. 19:35 – 22:00 UHR
SWR2 Jazz
Brückenbauer zur Kammermusik
Der österreichische Geiger Johannes Dickbauer
Von Ssirus W. Pakzad
Die Musik des österreichischen Geigers Johannes Dickbauer profitiert davon, dass der 38-Jährige permanent zwischen musikalischen Welten pendelt. Mal spielt er Jazz, mal Kammermusik, mal zeitgenössische Klassik. Zeitweise war der nahe Wels in Oberösterreich lebende Virtuose im radio.string.quartet.vienna aktiv, das etwa Klassiker des Mahavishnu Orchestra für Streichquartett aufbereitete. Zuletzt fiel er als Leiter des „Dickbauer Collective“ und der Band „J.D. Hive“ auf.
DI 14.02. 20:05 – 21:00 UHR
SWR2 Jazz Session
I Surrender Dear
Peter Brötzmann in Schorndorf
Von Julia Neupert
Viele kennen Peter Brötzmann vor allem in Zusammenhang mit Großprojekten wie seinem frühen Machine-Gun-Oktett, dem Globe Unity Orchestra oder dem Chicago Tentett: Musikalische Energie wurde hier oft durch möglichst viele Menschen erzeugt. Von Anfang an aber ist der Saxofonist genauso gern als Solo-Performer auf die Bühne gegangen und hat hier immer wieder auch mit zarten und innigen Klängen überzeugt. Auf seinem letzten Album überraschte der Free-Jazz-Pionier sogar mit der Interpretation von Standards! Wir senden heute sein Solokonzert vom Januar in der Manufaktur Schorndorf.
MI 15.02. 21:05 – 22:00 UHR
SWR2 NOWJazz
Piano Meditations
Vijay Iyer solo beim Jazzfestival Esslingen 2022
Von Bert Noglik
Mit Anfang fünfzig zählt der in New York beheimatete Pianist und Komponist Vijay Iyer zu den einflussreichsten Jazzmusikern seiner Generation. Geboren als Sohn indischer Einwanderer, gelang es ihm in seinem Spiel, südasiatische und westafrikanische Einflüsse mit Essenzen des Jazz zu einer eigenen Klangsprache zu verschmelzen. Dabei steht er in der Tradition der afroamerikanischen Musik und knüpft an die emanzipatorischen Bewegungen der 1960er- und 1970er-Jahre an. Sein Solo-Konzert am 7. Oktober 2022 in der Stadtkirche St. Dionys zählte zu den Höhepunkten des Jazzfestivals Esslingen.
SA 18.02. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
Kenn-Ton des modernen Jazzorchesters
Stan Kenton und die Erneuerung der Big Band
Von Henry Altmann
In den USA war man immer schon etwas „vollmundiger“ bezüglich der Namensgebung. Jede größere Musikeransammlung auf der Bühne oder im Studio läuft dort als „Jazz Orchestra“. Wenn aber einer diese Bezeichnung verdient für seine Bands, dann ist es der Big Band-Leiter, Komponist und Dirigent Stan Kenton (1911-1979). In seinen Ensembles wurde angelegt, was heute Anspruch und Standard zeitgenössischer Großbesetzungen ist: Ein zur Improvisation fähiger Jazz-Klangkörper zu sein. Wie und warum Kenton zum „Kenn-Ton“ der modernen Big Band und des „Progressive Jazz“ wurde, erzählt diese SWR2 Jazztime.
SO 19.02. 19:25 – 20:00 UHR
SWR2 Jazz
Geschichte eines JazzStandards (45)
Cherokee
Von Hans-Jürgen Schaal
Im Jahr 1938 schrieb der englische Bandleader Ray Noble seine „Indian Suite“. Jeder der fünf Sätze bezog sich auf ein anderes Volk der Native Americans. Der erste Satz – „Cherokee“ oder „Indian Love Song“ – wurde in der Swing Ära zu einer Erfolgsnummer der Big Bands. Die Musiker des Bebop und Cool Jazz entdeckten die Harmonien von „Cherokee“ auch als Grundlage für Improvisationen und machten das Stück zum Jamsession-Klassiker. Sie schrieben sogar neue Melodien dafür und gaben ihnen häufig Titel, die ebenfalls einen Bezug zu den Natives hatten („The Injuns“, „Swinging The Indian“).
DI 21.02. 20:05 – 21:00 UHR
SWR2 Jazz Session
Aus dem Archiv: Sophisticated Giant
Dexter Gordon in Karlsruhe und Stuttgart
Von Odilo Clausnitzer
Er war der zurückgelehnteste unter allen Jazz-Saxofonisten, und er hatte einen der mächtigsten Sounds: Dexter Gordon, der erste wichtige Tenorist des Bebop. 1962 siedelte er von den USA nach Europa über und blieb 14 Jahre. Aus der Anfangszeit dieses Exils stammt der Live-Mitschnitt aus Karlsruhe mit lokaler Rhythmusgruppe – dem Dieter Reith-Trio. 1978 reiste Gordon mit eigener Band durch Europa. Beim Konzert in der Liederhalle Stuttgart ließ er sich auch auf das Spiel mit dem Sopransaxofon über modale Formen ein, und es kam zu einem einmaligen Zusammentreffen mit dem Erwin Lehn Orchester.
MI 22.02. 21:05 – 22:00 UHR
SWR2 NOWJazz
Bye Brexit!
Britische Musiker in Berlin
Von Franziska Buhre
Manche Musiker aus Großbritannien leben schon länger in Berlin, andere erst seit Kurzem. Alle müssen sich mit den Folgen des Brexit für ihre Lebenssituation und Karriere auseinandersetzen. Zwischen Einbürgerung, Aufenthaltserlaubnis und Re-Integration als Europäer durch einen neuen irischen Pass sind sie froh, in den Musikszenen Berlins aktiv und nicht so abgeschieden zu sein, wie auf „der Insel“. Franziska Buhre hat mit einigen von ihnen, wie dem Pianisten Kit Downes, der Bassistin Roz Macdonald, dem Posaunisten Alistair Duncan oder dem Bassisten James Banner, gesprochen.
SA 25.02. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
American Classic
Dexter Gordon zum 100. Geburtstag
Von Hans-Jürgen Schaal
Dexter Gordon (1923 – 1990) war eine Schlüsselfigur in der Geschichte des Tenorsaxofons. Geschult an Swing-Saxofonisten wie Coleman Hawkins und Lester Young, adaptierte Gordon die Ideen des Bebop und wurde ein wichtiger Einfluss auch für John Coltrane. Weil er 1960 in New York Auftrittsverbot hatte, nahm er eine Einladung nach Europa an und blieb dann einfach hier – einer der wichtigsten „US-Expatriates“ im europäischen Jazz. Mit seiner Rückkehr in die USA 1976 wurde Gordon endgültig zum Jazz-Giganten. Im Film „Round Midnight“ (1986) setzte er auch seiner eigenen Biografie ein Denkmal.
SO 26.02. 19:23 – 20:00 UHR
SWR2 Jazz
Musik als Medizin
Die Sängerin, Kontrabassistin und Komponistin Esperanza Spalding
Von Sophie Emilie Beha
Schon früh begann Esperanza Spalding Violine zu spielen. Mit nur 15 Jahren wurde sie Konzertmeisterin der Chamber Music Society of Oregon und schrieb bereits eigene Kompositionen, bevor sie in der High School den Kontrabass für sich entdeckte. Nur fünf Jahre später wird sie die jüngste Professorin am renommierten Berklee College of Music, die das Musikcollege je hatte. Mittlerweile zählt sie zur Weltspitze. Barack Obama holte sie mehrmals ins Weiße Haus. Esperanza Spalding macht Musik ohne Berührungsängste. Sie dehnt den herkömmlichen Jazz-Begriff aus, erforscht die Magie der Musik – und auch deren Heilkräfte.
MO – SA 17:50 – 18:00 Uhr
Jazz vor sechs
Entdeckungsfreudig oder klassisch – wir präsentieren täglich aktuelle Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus dem SWR Archiv.
Mo – Do 22:50 – 23:00 Uhr
Jazz vor elf
Neues und Kreatives aus der Welt des Jazz.
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