Swingende Premiere im neuen Globe-Theater von Schwäbisch Hall mit Benny Brown und der Big Band Schwäbisch Hall

Erstmals jazzte die Haller Big Band im überdachten Rund des steinernen Globe-Theaters. Solisten aus Hamburg und Heilbronn bereicherten am letzten Oktobersonntag zur Mittagszeit die furiose Performance. 

Tobias Scheibeck beteiligte sich ja mit seiner Big Band bereits Ende März bei den ausgedehnten Einweihungsfeierlichkeiten auf der Open-Air-Bühne vom neuen Globe, jetzt trat er aber mit seinem routinierten Jazzorchester im festlichen Inneren der runden Theaterstätte auf. Als Stargast fungierte der 1983 in Münster geborene Trompeter Benny Brown, der bereits 2013 eine Matinee zur Einstimmung auf das siebte Jazz-Art-Festival mit dem hiesigen Großklangkörper der swingenden Art dominierte, nachdem er ein Jahr zuvor ebenfalls in der schmucken Hospitalkirche bei dem internationalen Profi-Lehrgang „Brass Academy“ von Enrique Crespo kräftig mitgemischt hatte.

Der mittlerweile in Hamburg ansässige Bläser zeigte sich damals schon als souveräner Strahlemann mit Spitzentönen. Riesiger Respekt vor so viel Lippenstärke, Puste und Ausdauer stellte sich umgehend ein. Damals schon erinnerte Brown unüberhörbar an Maynard Ferguson (1928 – 2006) – jener Kanadier gefiel sich als musikalischer Kraftprotz, der imposant in den höchsten Höhen zwitscherte und dabei auch Rock-Rhythmen vereinnahmte.

Nun weilte der Wahl-Hanseat erneut in Hohenlohe, wo er zunächst in Schrozberg für 36 Anfänger und Fortgeschrittene einen intensiven Big-Band-Workshop samt öffentlicher Präsentation des Gelernten abgehalten hatte. Brown, sozusagen ein „Trompetenpfifferling“, überzeugte erneut pfiffig und quasi im Flageolett pfeifend beim Haller Globe-Event beispielsweise in der Maynard-Ferguson-Komposition „Fox Hunt“. Hierbei lieferte er sich mit dem regulären Big-Band-Saxophonisten Achim Lutz (Tenor) eine wilde Treibjagd, rein musikalisch natürlich.

Anderseits gab sich der smarte Benny Brown im nahezu überfüllten Glaskuppelbau, von Sonne und Scheinwerfern grell ins Licht gesetzt, auch als gefühlvoller Softie, wenn er sein „B&S Vintage“-Flügelhorn zur Hand nahm und wohlig-weiche Wärme vermittelte. Zungenfertig und präzise artikulieren vermochte er auch auf dem Modell mit der weiten Mensur.

Zudem unterstrich der rasante Blechbläser sein Talent als Tonschöpfer und Arrangeur. Vereint mit seinen Haller Gastgebern interpretierte der Neu-Hanseat seine vor zehn Jahren entstandenen „Memories“, bei denen er „schöne und schlechte Erinnerungen“ jazzkünstlerisch verarbeitet hat. Bei Bill Holmans nobel klangmalerischem Stück „A View from the Side“ kam solistisch auf der Posaune auch Bandleader Tobias Scheibeck zum Zuge.

Die Big Band Schwäbisch Hall hat schon mehrfach Vokalsolistinnen aus dem Raum Heilbronn vom Neckar an den Kocher geholt. Ihr Debut feierte derart im Globe aktuell Rebecca Hornauer mit einer leicht „rauchigen“ Altstimme bei angenehmem Timbre und nicht überzogenem Vibrato. Mit der flotten Stevie-Wonder-Nummer „Sir Duke“ (bei mitklatschendem Publikum) oder dem behäbigen Evergreen „Georgia on my Mind“ hatte sie schnell neue Fans gewonnen. Als zwei fetzige Opener fungierten zuvor der quasi kosmisch-bombastische Deodato-Hit „Als sprach Zarathustra“ nach Richard Strauss und  „The Los Endos Suite“ der Gruppe Genesis im gewieften Arrangement von Harry Kim. Anschließend harmonierten Count-Basie-Swing, Rock-Rhythmisches und Lateinamerikanisches miteinander. Mehrfach erwiesen sich besonders Stanley McKee mit der variablen E-Gitarre und Fabio Kronmüller auf dem Altsaxophon als veritable Instrumentalsolisten.

Text und Fotografie von Hans KumpfKumpfs Kolumnen

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