Die Großformation Hard Boiled Wonderland, zusammengerufen vom Bassisten Sebastian Gramss, trat am 13. Mai 2022 in Speyer auf. Die Besetzung der Band ist etwas volatil und so auch in Speyer: der Bandleader am Bass ist natürlich immer on stage und ein Kern von Musikerinnen und Musikern. Am Saxophon sind üblicherweise Theresia Philipp oder Leonhard Huhn dabei – in Speyer blieb es aber ohne Reeds. Und ohne dass etwas fehlte. Für den ausgezeichneten Posaunisten Matthias Muche war es das Privileg in der Band der einzige Bläser zu sein. Musikalisch war es also wie erwartet hochklassig – nicht ohne Grund wurde Hard Boiled Wonderland kürzlich mit einem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Die Texte wurden ausdrucksvoll von den beiden Sängerinnen Tamara Lukasheva und Marina Frenk gestaltet und der theatralische Sprecher Maximilian Hilbrand war ein exzellenter Interpret der engagierten Texte.
Ebenso wie die Besetzung der Band ist auch das Programm modular aufgebaut, Gesellschaftskritik zu vielen Themen: viehische Tiertransporte, afrikanische Despoten, Tyrannen aller Art, Fleischindustrie – singend und deklamatorisch ausgedrückt. Da wird die Produktion von „Bärchenwurst“ eins zu eins aus einem Fleischforum – dort fast schon unfreiwillig komisch entstanden – zitiert oder von Tamara Lukasheva die Situation eines Tiers im Transport auf eindringliche Weise in Worte gefasst. Und der Weg von dahin zum „Transport“ von illegalen Flüchtenden ist gar nicht weit…
Sebastian Gramss Hard Boiled Wonderland – Photos: Frank Schindelbeck