Review: Christoph Beck – Tartaros

dm records (CD 038)

Tartaros ist in der griechischen Mythologie ein personifizierter Teil der Unterwelt, der noch unter dem Hades liegt.

Er ist angeblich so tief, dass ein Amboss, der von der Erde zum Tartaros hinabfiel, neun Tage brauchte, um ihn zu erreichen; genauso lange, wie der Amboss benötigte, um vom Himmel bis zur Erde zu gelangen. Dieses mythische Reich bietet dem Trio des Saxophonisten und Bassklarinettisten Christoph Beck mit dem Pianisten Patrick Bebelaar sowie dem Schlagzeuger und Tabla-Spieler Bodek Janke die ideale Basis für virtuose Improvisationen und dicht-verflochtene Kollektive.

Flirrend, wild sowie teilweise melancholisch sind die Improvisationen der drei Künstler in den zwölf Stücken, die von jedem der Partner getragen werden. Wie in „Aafsano“ von Bodek Janke oder in „Ballade“ von dem Bandleader Beck. Zumeist aber sind es die Kollektive, die den Sound bestimmen – wie in den Finales von vielen Stücken. Balladesk ist die „Drei“ bis zum konsequenten Schluss. Treibend am Anfang dagegen die Improvisation „Journey“ und verspielt der Mittelteil mit steigender Intensität.

Immer wieder stößt der Zuhörer auf Wortspiele und Anklänge an die griechische Mythologie: So ist das fünfte Stück „Peisinoe“ – oder nach Homer die „Überredende“ – einer Sirene gewidmet, einem weiblichen Fabelwesen aus Frau und Vogel oder Fisch, das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten.

„Sketch One“ und „Sketch two“ bewegen sich wieder in den gewohnten Tutti sowie melodischen Collagen und dem Freiraum, den die Kompositionen Becks den drei gleichberechtigen Musikern lassen.

Verwurzelt in der europäischen Tradition des modernen europäischen Jazz mit freiem Spiel erschaffen Beck, Bebelaar und Janke Klanggemälde von Wucht und Kraft, die den Zuhörer mitreißen. Die Kompositionen überschreiten mit der Bläserkunst des Trio-Leaders und im Kollektiv – respektlos wie in „Foresight“ – Grenzen des Genres. Versöhnlich ist der Ausklang der CD mit dem verspielten Klavier-„geklimper“ des Pianisten Bebelaar und dem sensiblen sowie getragenen Saxophonspiel Becks.

(Voraussichtliches Erscheinungsdatum der CD „Tartaros“: 1. April 2019)

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