Das Jugend-Jazzorchester Baden-Württemberg in Weikersheim
Swing hinter alten Schloßgemäuern
Zwar ist das Jugend-Jazzorchester Baden-Württemberg inzwischen 16 Jahre alt, doch muß immer wieder Anfangsunterricht erteilt werden. Da das Höchstalter der Instrumentalisten auf 25 Jahre begrenzt ist, müssen immer wieder Oldies das Elite-Ensemble verlassen und Newcomers Platz machen.
Nun probte die Big Band in der Musikalischen Bildungsstätte Schloß Weikersheim in fast völliger Neubesetzung. Mit viel Erfahrung und Geduld bringt Professor Bernd Konrad den Youngsters das bewährte Repertoire nahe, beispielsweise „Back Bone“ und „Low-Down“ des amerikanischen Trompeters Thad Jones, seine selbst kreierte programmatische und „Greenpeace“ gewidmete Musik „The Whale“ sowie die „Hymn for Peace“ von Stefan Zimmermann. Zimmermann spielte früher im Jugend-Jazzorchester, nun fungiert er dort als Trompetendozent.
Der im vergangenen Jahr durchgeführte Wettbewerb „Jugend jazzt“ brachte etliche Entdeckungen für die swingende Großformation. Der mit einem Sonderpreis bedachte Andreas Rapp aus Steinheim/Murr bläst das Baritonsaxophon, und bei „Jugend musiziert“ ist der 17jährige vor wenigen Wochen mit der Klarinette ganz klassisch gar in die bundesrepublikanische Endrunde vorgedrungen.
Auch ein multikulturelles Universaltalent wirkt mit: Kristjan Randalu. Der in Estland geborene Pianist war 1996 nicht nur die Nummer 1 bei „Jugend jazzt“ in Baden-Württemberg, bei „Jugend musiziert“ wurde er mit Liszt und Blues souveräner Bundessieger. Akkordsymbole im richtigen Timing in swingende Musik umzusetzen – dies bereitet dem in Karlsruhe lebenden Teenager keine Schwierigkeiten. Man darf auf die kommenden Konzerte des „neuen“ Jugend-Jazzorchesters Baden-Württemberg gespannt sein. Managerin Marie-Luise Dürr äußerte sich in Weikersheim sehr angetan vom Eifer und der Disziplin der Gruppierung. Als Lohn winkt – wie so oft in der Vergangenheit praktiziert – alsbald eine Afrika- oder Asientournee.
Text und Fotografie von Hans Kumpf – Kumpfs Kolumnen