Ist die junge Schlagzeugerin Imogen Gleichauf tatsächlich die Romantikerin des Quartetts „Off Time Connection“? „Jedenfalls zeugen ihre Kompositionen stets von einer gewissen Traurigkeit“, sagt Doris Hebauf, Saxophonistin und Leaderin der seit drei Jahren unveränderten Formation. „Nostalgia“, eine Komposition der in Frankfurt lebenden Musikerin, hat diesen Titel wahrlich verdient. Fast lyrisch mutet die Piano-Einleitung von Konny Kopf an, melodisch und getragen bläst Hebauf das singende Saxophon. Die Drummerin streicht die Felle sanft mit den Besen und der Bassist fasziniert mit einer harmonisch reizvollen Linie. Verzwickter und raffiniert zupft Thomas Legrand sein Solo in der Miles Davis-Komposition „Nardis“. Er ist auf seinen beiden Bässen – dem in Quarten gestimmten sechseitigen mit der zusätzlichen hohen C-Saite sowie dem fünfsaitigen – ein faszinierender Künstler und eigenwilliger Komponist.
Der Vorname der Schlagzeugerin Imogen kommt aus dem keltischen Sprachraum und bedeutet so viel wie „meine kleine Tochter“, verrät Legrand in der Moderation. Und so hat er eine alte titellose Komposition mit dem klangfarbenreichen Pianolauf nach einen Dutzend Jahren wieder ausgegraben, für das Quartett neu arrangiert und „mein geliebtes Töchterlein“ genannt. Ebenfalls aus seiner Feder stammt der „Blues für Olga“, in dem die Pianistin auch mal zu sperrigen Klavierläufen wechselt und die Band sich mit dem Saxophon in der Blues-Stimmung verliert.
Die drei Musikerinnen – Doris Hebauf mit Tenor- und Soprasaxophon und die Pianistin Kornelia Kopf aus Alzey sowie die Drummerin Gleichauf und der ebenfalls aus Frankfurt kommende Bassist Thomas Legrand sind fest im Mainstream des modernen Jazz verwurzelt. Die Musik ist gefällig, relaxend und abwechslungsreich. Die Band mit ihrer Mischung aus Standards und Eigenkompositionen kann sich stilsicher anpassen, denn alle vier sind exzellente Techniker auf ihren Instrumenten und geschmackssicher in der musikalischen Interpretation.
„Melodic Modern Jazz“ nennen Kritiker die Musik des Quartetts. Dafür sprechen Kompositionen wie das tänzerisch beschwingte „Sunset Glow“ mit Ostinati auf dem Sopransaxophon und gitarrenähnlich flinkfingrig auf dem sechssaitigen Bass. Spannend, energiegeladen, mal kraftvoll, mal zart, heiter oder nachdenklich. entsteht eine bunte Welt voller Inspiration und Überraschungen, immer gewürzt mit einer Prise Humor.
Dabei verstehen sich die vier Jazzer auf die Kunst der Kommunikation. Das belegen neben anderem die Unisono-Passagen von Saxophon und Bass. In den Interaktionen ist auch die Freude an der gemeinsamen Musik deutlich zu spüren. Die unaufgeregten Interpretationen der „Off Time Connection“ kommen homogen fließend in den Kollektiven daher und lassen zugleich viel Raum für ausgefeilte Soli.
Das viel gespielte „Autumn leaves“ von Nat King Cole sowie die beiden Zugaben „Night and day“ und „Summertime“ offenbaren beim Konzert in Alzey-Dautenheimer Weingut Storr den Umgang des Quartetts mit den Klassikern des Jazz. Während die ersten Themen weitgehend original von Doris Hebauf auf dem Tenorsaxophon gespielt werden, schält sich die Melodie von „Summertime“ erst nach den einleitenden Takten auf Schlagzeug und Bass mit dem Einsatz des Saxophons sowie des Pianos heraus.