Auch für Manu Katché sind die Melodien wichtig – Interview, geführt von Hans Kumpf

Drummer mit weitem musikalischem Horizont

Vor vier Jahrzehnten führte ich ein Interview mit dem John-Coltrane-Schlagzeuger Elvins Jones, und er sagte mir, dass für ihn die Melodie sehr wichtig sei. Wie stehen Sie dazu?

Da kann ich zustimmen. Ich komme ja von der Klassik her, mein erstes Instrument war das Klavier, und ich habe dann klassisches Schlagwerk studiert. Da bezog ich mich auf das Melodische. Dies heißt, wenn ich Schlagzeug spiele, versuche ich immer, an die Melodie zu denken. Elvin Jones war ein Gott..

Haben Sie mitbekommen, dass Jeff Beck verstorben ist?

Ja, das weiß ich. Ich war mit ihm.

Was denken Sie über den Gitarristen?

In England verbrachten wir eine Woche zusammen, wo wir viel Spaß hatten und großartige Abendessen genossen. Es ist ein Verlust, er war ja gar nicht so alt. Ich war sehr traurig, als ich von seinem Tod erfuhr. Wenn man jemanden gut kennt, eine enge Beziehung untereinander hat, ist ein derartiger Verlust sehr schmerzhaft. Er möge in Frieden ruhen.

In diesem Raum hier, der Haller Hospitalkirche, konzertierten bereits Nils Petter Molvær, Mathias Eick und Tomasz Stańko. Mit diesen drei Trompetern haben Sie ja auch schon kooperiert…

Mit Tomasz Stańko war ich zu Schallplattenaufnahmen im Studio, und wir spielten auch live. Alle sind faszinierende Trompeter, lieben Melodien und haben einen wunderbaren Sound. Nils Petter setzt gerne elektronische Loops ein, Mathias bläst puristisch, Tomasz strahlt Größe aus. Jeder hat seinen eigenen Charakter mit ganz individuellen Schwingungen

Wie verhält es sich mit dem Saxofonisten Jan Garbarek?

Wir tourten ja auch zusammen. Er ist ein wirklicher Gentleman. Er entwickelt den schönsten Sound, den ich je gehört habe. Er ist ein sehr netter Kerl. Ich bin mit ihm gerne zusammen im Studio und bei Konzerten.

Im Mai 2023 starten Sie wieder mit Peter Gabriel eine Tour. Im Gegensatz zum heutigen Konzert werden Sie dann vor einem Massenpublikum auftreten…

Mit Peter habe ich vor riesigen Mengen gespielt. Wir kooperieren seit 1985. Das ist immer eine besondere Erfahrung. Wir sind wie eine Familie. Ich freue mich, wenn wir wieder „on the road again“ sind.

Katchés schwäbischer Instrumentalkollege Hans Fickelscher findet auf Anfrage lakonisch nur lobende Worte über den Meister:
„Sehr groovig/Funky, sehr vielseitig, sehr exakt auf den Punkt.“

Das Interview führte Hans Kumpf nach dem Konzert in der Hospitalkirche Schwäbisch Hall am 12. Januar 2023

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