Was trumpgebeutelte US-Bands wie die Irreversible Entanglements oder Jaimie Branch mit „Fly or Die“ vormachen, Jazz mit politischem Anspruch, das gibt’s jetzt auch auf Deutsch. Und nicht weiter verwunderlich: dahinter steckt der Kopf des Kölner Bassisten Sebastian Gramss. Das Ensemble unter dem Namen HARD BOILED WONDERLAND verspricht „Music Resistance“ und es geht um eine Vielzahl von Themen: „Klima, Fake news, Mikro-Plastik, Regenwald, Müll, Konsumwahn, Umwelt, Digitales Leben, E. Snowden, Flüchtlinge, Carola Rackete, Me too, Shitstorms, Greta, Rassismus, Klimatourismus, Religion, Genmanipulation“ – laut Presseinfo nur einige der Themen der Formation
Sebastian Gramss sagt:
„Es kann nicht sein, dass wir Musiker im Streben nach indivudellem künstlerischem Ausdruck die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen lediglich wie „aus einer anderen Welt“ wahrnehmen und aus unserer Nische staunend zuschauen, wie unser Zusammenleben in vielerlei Hinsicht degeneriert, kollabiert und in immer neue Niederungen absackt! Wir wollen und müssen uns mit unserem Einfluss / Gewicht als öffentliche Personen und mit unserer Kreativität und Musik den aktuellen Fragen unserer Zeit stellen…
Es kommt auch für uns der Punkt, wo Widerstand und Aktion zur Pflicht wird !“
„Lautstark, ironisch, poetisch, schonungslos und kreativ zugleich“ soll es werden. Die zusammensetzung der Formation macht es plausibel. Mit dabei sind Tamara Lukasheva (Ukraine/D) – Stimme, Marjana Sadovska (Ukraine/D) – Stimme, Maximilian Hilbrand (D) – Stimme. Chor: „Les Saxosythes“: Theresia Phillip – Saxophon, Flöten, Lucas Leidinger – Keyboards, Piano, Thomas Sauerborn – Schlagzeug, Christian Lorenzen – Keyboards, Sebastian Gramss – Kontrabass, Rodrigo Lopez-Klingenfuss (ARG) – Gitarre. Special Guests:
Sumudi Suraweera (Sri Lanka) – Drums, Helen Svoboda (Australia) – Kontrabass.
Bislang drei Termine gibt es im Februar 2020:
Freitag, 14. Feb. 20: Wuppertal, „Loch“ – 20:30 Uhr
Samstag, 15. Feb. 20: Köln – Stadtgarten – 20:30 Uhr
Sonntag, 16. Feb. 20: Bonn – Dialograum Kreuzung an St. Helena – 20 Uhr
Neues Jazzjahr und immer noch sind Frauenquoten hip. Bei der Jazzahead in Bremen 2020, beispielsweise, bei der mit dem beliebten Begriff „Frauen-Power“ in der aktuellen Pressemeldung um sich geworfen wird, und man sehr stolz drauf ist, dass „21 von 40 Bands weiblich geprägt“ sind. Wozu auch immer das besonders gut sein mag. Der künstlerische Leiter der „weltweit größten Fachmesse Jazz-Fachmesse“, Ulrich Beckerhoff, weiß es: „Dies zeigt mehr als deutlich, dass der Jazz nicht mehr eine ausschließlich nur von Männern dominierte Musik ist!“ Nun denn, wenn’s mehr als deutlich gezeigt wird, dann wird man es womöglich sogar heraushören. Positiv immerhin, dass die Pressemeldung der Jazzahead trotzdem beim sprachlichen Genderunsinn nicht mitspielt. Anlass für Pressemeldung war unter anderem die Ankündigung der 40 Showcasekonzerte (hier die Bands als PDF) und unbestritten ist, dass sich die Jazzahead in den vergangenen Jahren zu einem Jour Fixe nicht nur der deutschen Jazzszene entwickelt hat. In diesem Jahr von 23.-26. April.
Ob die brasilianische Künstlerin Mariá Portugal (Schlagzeugerin, Komponistin, Sängerin, elektronische Musikerin, Kommunikationswissenschaftlerin, Film- und Theatermusikerin) aus Quotengründen die neue Improviser in residence beim Moers Festival geworden ist? Sie löst jedenfalls den Vibraphonisten Emilio Gordoa ab. Mein Tipp trotzdem eher: die Frau ist einfach gut.
Frau Portugal stammt aus Sao Paolo und ist seit einigen Jahren in der europäischen freien Musikszene bestens vernetzt. In Moers konnte man sie schon in den Vorjahren erleben, in Wiesbaden hat sie auch einen Stick in der Tür, im Februar wieder beim Just Music Beyond Jazz Festival in der Formation Quartabê, die in Moers wiederum 2018 am Start war. Mariá Portugal wird als 13. improviser in residence wieder das ganze Jahr über – und natürlich im Festivalzeitraum von 29. Mai bis 1. Juni – in unterschiedlichen Projekten zu hören sein.
Die Jazznews der Jazzpages sind kurze Hinweise und Meldungen zu Jazz, Musik und Allem drumherum, die bei den Jazzpages eintrudeln und einen größeren Kreis von Interessenten ansprechen könnten. Wir freuen uns über entsprechende Jazz-Kurznachrichten an jazz@jazzpages.com.
Informativ und „ a Point“!