Gitarrist Coco Schumann ist am 28. Januar im Alter von 93 Jahren gestorben

Heinz Jakob „Coco“ Schumann (* 14. Mai 1924 in Berlin; † 28. Januar 2018) war ein deutscher  Jazzgitarrist.

Seit den 1930er Jahren spielte Schumann als Gitarrist und Schlagzeuger in verschiedenen Swingbands. Wegen seiner jüdischen Wurzeln und der im 3. Reich verpönten bis verbotenen Jazzmusik – Stichwort: „undeutsch“ – war Coco Schumann von vielen Seiten bedroht. Wegen seiner jüdischen Wurzeln hatte er de facto Auftrittsverbot und trotzdem  spielte mit gefälschten Papieren in verschiedenen Orchestern, bis er 1943 verhaftet wurde. Zunächst landete er in Theresienstadt, und spielte dort im „Vorzeigeorchester“ für die Nazi-Propaganda in der Band „Ghetto Swingers“ bevor er schließlich nach Auschwitz verlegt wurde und nur knapp dem Tod entkam.

Nach dem zweiten Weltkrieg spielte Schumann weiter Swing, unter anderem mit dem Geiger Helmut Zacharias. Nach einem zwischenzeitlichen Auswanderungsversuch nach Australien kehrte er 1954 nach Deutschland zurück und spielte über Jahre im Bereich von Tanz- und Unterhaltungsmusik bevor er wieder einige Jahre in Australien verbrachte. In den 1990er Jahren besann sich Schuhmann auf seine Swing-Wurzeln und gründete das Coco Schumann Quartett, mit dem er 1999 die CD „Coco Now!“ veröffentlichte. 

In seiner Autobiographie „Der Ghetto-Swinger. Eine Jazzlegende erzählt“ (erschienen 1997) berichtet Coco Schumann ausführlich über seine Erfahrungen während der NS-Zeit, der Titel nimmt Bezug auf die Band in Theresienstadt. Vom 16-köpfigen Ensemble überlebten nur drei der Musiker.

Auch wenn Schumann zunächst eher zögerlich von seinen Erfahrungen während der NS-Zeit berichtete („Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZ-ler, der Musik macht“), wurde er vor allem in seinen letzten Lebensjahrzehnten zunehmend als wichtiger Zeitzeuge geschätzt.

Hans Kumpf schrieb 2011 über das JazzArtFestival  in Schwäbisch Hall:

„Zu einem historischen Highlight gereichte der Auftritt des E-Gitarristen Coco Schumann (Jahrgang 1924), der mehrere Nazi-Konzentrationslager mit „Zufall und Glück“, wie er selbst sagt, überlebte und immer noch seiner geliebten Swingmusik huldigt. Mögen die Finger auch nicht mehr so flink wie früher flitzen, geistig und witzig ist der Berliner noch voll da. Bevor Schumann am Abend die eigentlichen Konzert-Events des JazzArtFestivals eröffnete, erzählte der 86-jährige Überlebenskünstler in einer extra anberaumten Lesung erstaunten Jugendlichen von seiner dramatischen Vita.“

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