Man mag über Preise im Jazz streiten, so ganz daneben liegen sie in der Regel nicht. Tenorsaxofonist Daniel Erdmann wurde kürzlich als bester europäischer Jazzmusiker 2019 von der „Académie du Jazz“ in Paris ausgezeichnet, und diese Wahl kann ich durchaus nachvollziehen. Es ist nicht nur sein wunderbar voluminöser Ton auf dem Tenorsaxophon oder seine Klasse im Erfinden von interessanten Melodien. Er hat auch die Begabung, exzellente Musiker seiner Klasse in Bands zu binden. Das gilt für „Das Kapital“ mit Edward Perraud (dr) und Hasse Poulsen (gt) und ebenso für die Band „Velvet Revolution“ mit Théo Ceccaldi an der Violine und dem Vibraphonisten Jim Hart. Das Trio gastierte beim Jazzinstitut Darmstadt.
Dass Erdmann in Frankreich geehrt wurde ist wenig erstaunlich. Er lebt schon lange in Frankreich, in Reims, und ist in der französischen Jazzszene gut vernetzt. Violinist Ceccaldi gehört zu den schillerndsten Figuren des französischen Jazz, und nicht ohne Grund heißt die von ihm geleitete Band „Freaks“. Auch bei Velvet Revolution ist er ein Freak-out-Faktor: virtuos, leidenschaftlich und mit Verve die Kompositionen des Bandleaders in maximale Intensität steigernd aber auch lyrisch an der Bratsche unterstreichend. Der schwebende Sound des Vibraphons von Jim Hart bettet die Musik ebenso ein, wie er sie rhythmisch akzentuiert. Am Ende ein intensiver Abend und eine Empfehlung für die neue CD „Won’t put no flag out“ und das Vorgängerwerk „A Short Moment of Zero G“ sowieso.
| Daniel Erdmann
| Théo Ceccaldi
| Jim Hart