Alexandra Lehmler – Live
JazznArts-Records LC VO215
„Es ist diese magische Energie, die nur Live gespielte Musik vermitteln kann“, kommentiert die Saxophonistin Alexandra Lehmler den Mitschnitt eines Konzertes, das sie mit ihrem nunmehr seit zehn Jahren bestehenden Quintett in den Ludwigsburger Bauer-Studios aufnahm. Auf dem Cover der limitierten und handschriftlich signierten 180-Gramm-Vinyl-LP ist dagegen die Mannheimer Feuerwache zu sehen, wohl um die Bindung der Künstlerin an diesen Spielort zu dokumentieren.
Die fünf Kompositionen zeugen von der Farbigkeit des ausgereiften Spiels der Saxophonistin und ihrer Partner. Das Spektrum reicht von dem groovenden, energiegeladenen und spannungsreichen „Unterirdisch“ mit seinen Fender-Rhodes Läufen und den Baritonsaxophon-Linien über den pulsierenden „Freiflug“ mit den perlenden Piano-Einwürfen sowie dem kreativen Bass-Solo im „Choral“ über das getragene und impressionistisch gefärbte „Schleierwolken“ mit seinem balladesk-sanften Saxophonspiel und den tastenden Piano-Linien bis zu dem Up-Tempo-Stück „Sundance“ mit den ungeraden Metren. Faszinierend und aufwühlend ist vor allem „Choral“
Es sei schon immer der Wunsch gewesen, eine eigene Vinyl-LP zu veröffentlichen, sagt Lehmler, die selbst eine recht große Sammlung besitzt. Der Kritiker kann die Qualität der Direktschnitt-Platte leider nicht beurteilen, weil ihm nur eine CD-Fassung vorliegt. Daher ist es auch nicht möglich, zu beurteilen, ob die Rauigkeiten (Verzerrungen) in „Unterirdisch“ gewollt sind. Jedenfalls hat die Band bewusst auf jegliche Nachbearbeitung verzichtet, weil sie Wert auf den reinen analogen Klang der Vinyl legt.
Die Saxophonistin überzeugt mit ihrem auf künstlerisch höchstem Niveau angesiedelten Spiel nach „Jazz Baby“ auch auf „Live“. Die stark emotionale Musik beweist dass die 35-Jährige 2014 zu Recht den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg erhalten hat. Auch das Quintett besticht mit traumhaft sicheren Interaktionen und technisch einwandfreien Soli.