Walter Lachenmann ist am 11. August 2022 verstorben. Walter Lachenmann war als Verleger mit seinem Oreos Verlag ein wesentlicher Herausgeber von Jazzliteratur aber auch Bavarica und Lyrik.
Als Jugendlicher absolvierte er eine Sortimenterlehre, ein Druckereipraktikum und war Assistent bei Wunderlich und Goldmann. In den 1970er Jahren war er Herstellungsleiter im Battenberg-Verlag. Seit 1980 arbeitete Walter Lachenmann als freier Hersteller für verschieden Verlage unter anderem dtv, DVA, C.H Beck, Birkhäuser, Gräfe und Unzer. Im Jahr 1982 gründete er den Oreos Verlag, dessen wesentlicher Schwerpunkt im Bereich Jazz lag, daneben verlegte er Bavarica und Lyrik. Im Jazzbereich war einer der Autoren Peter Niklas Wilson, der leider früh verstarb.
Walter Lachenmann erzählte mir einmal, wie er und Peter Niklas Wilson zusammen kamen. Er erhielt von ihm einen Brief, in dem er eines seiner Jazzbücher ziemlich harsch kritisierte. Anstatt irgendwie beleidigt zu reagieren nahm er kurzerhand mit „diesem Herrn Wilson“ Kontakt auf, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Das Resultat war eine intensive Zusammenarbeit und die Publikation von Wilsons Büchern bei Oreos, darunter in der Reihe Collection Jazz die Biographien von Anthony Braxton, Sonny Rollins, Ornette Coleman und Miles Davis. Es blieb nicht bei einer reinen Verleger-Autor Beziehung, man befreundete sich und unternahm sogar eine gemeinsame New York Reise.
Lachenmann kümmerte sich als sorgfältiger Verleger nicht nur um die Inhalte und Typographie seiner Publikationen sondern war ebenso interessiert an einer interessanten grafischen Gestaltung der Bücher. Er arbeitete in diesem Bereich mit dem Schweizer Grafiker Niklaus Troxler zusammen, der in seinem unverwechselbaren Stil viele der Titelbilder der Oreos Bücher gestaltete.
Lieber Frank Schindelbeck,
vielen Dank für diesen Nachruf auf meinen Vater! Er hat meine Mutter Ruth Lachenmann leider nur ein Jahr und wenige Tage überlebt. Auch wenn er im April 85 Jahre geworden ist, waren seine kurze, schwere Krankheit und sein Tod auch für ihn selbst überraschend, er hätte gerne noch gelebt, hatte noch einiges vor.
Peter Niklas Wilson ist auch immer mein erster Gedanke, wenn es um ihrer beider Lebenswerk, die damals ja sehr innovative Collection Jazz geht. Innovativ auch deswegen, weil das Bild, die Jazzfotografie als Elixier dieses Genre so viel Raum bekam.
Auch viele andere schöne und wichtige Begegnungen, gemeinsame Projekte und Freundschaften sind mit diesen Veröffentlichungen und durch den Verlag entstanden und waren für meine beiden Eltern eine große Freude und Inspiration.
Es grüßt Sie herzlich
Judith Rüber-Lachenmann