Vorwiegend cool und lieblich


Alle Photos auf dieser Seite: Hans Kumpf 

Nach dem Auftritt 2008 beim zweiten Haller Jazz-Art-Festival konnte man das Meike-Goosmann-Quartett erneut in der Hospitalkirche erleben. Eingeladen hatte der Konzertkreis Triangel, das Kulturbüro und der Jazzclub dienten als wichtige Kooperationspartner.



Schwäbisch Hall. Ein Stück, das Meike Goosmann schon vor vier Jahren an gleicher Stelle interpretierte, entpuppte sich als die progressivste Nummer des kurzweiligen Abends: „Interlude – Schafsritt“. Zunächst bläst die Berlinerin ihre Bassklarinette mit etwas raunziger Tongebung ziemlich abstrakte Linien, ehe Piano, Kontrabass und Perkussion schön interaktiv in die geheimnisvoll und leise gehaltene Stimmung einsteigen. Eine wollig-weiche Klangmalerei – bis dann das Metrum klar markiert wird und sich ein wilder Rhythmus auftut. Zum Finale bockt die tierische Musik vehement. Da hat das Quartett die Lacher der gemütlich im Hospitalkirchengestühl sitzenden Zweibeiner auf seiner Seite.

Ansonsten griff beim Haller Konzert die 46jährige Meike Goosmann meist zum Sopransaxophon, das sie überaus kultiviert und europäisch wohlfeil spielt, ohne das nötige Jazz-Idiom zu vernachlässigen. Ein eigener Sound fernab der Protagonisten John Coltrane oder Steve Lacy. Goosmanns dargebotene Kompositionen, bei denen sie gerne Menschen und Situationen musikalisch nachzeichnet, erscheinen überwiegend „cool“ und lieblich. Die Tempi sind oft recht langsam und vielfach agogisch frei gehalten – total nichts mit motorischer Härte.

Einen eigenen Namen hat sich in der Szene längst Julia Hülsmann gemacht – als Pianistin, Komponistin und nunmehr Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ). Dezent und aufmerksam fügt sie sich nach wie vor in die liedhaft-ohrengefällige Konzeption von Meike Goosmann ein. Versiert und dabei relativ konventionell agiert die 1968 in Bonn geborene Künstlerin am Flügel – ein gezielter Handgriff in die Saiten bildet eine avantgardistische Ausnahme.

Anstelle von Stefan Weeke stand jetzt Tim Kleinsorge am Kontrabass. Seine Spezialität sind sonore tiefe Töne, wobei er Doppelgriffe und Bogen-Striche nicht verschmäht. Angenehm differenziert ging der in den Gruppierungen von Meike Goosmann seit langem bewährte Schlagzeuger Uli Moritz vor. Mal fein ziselierte Perkussionsarbeit, dann sanfte Schläge mit den Händen auf den Tom-Toms und mit der „bass drum“ ein grundierender Zentralton.

Am doch furiosen Konzertende – und bei den Zugaben – kam südamerikanisches Calypso-Feeling auf. Zuvor hatten Werke auf dem Programm gestanden, die auf der neuen CD „Tender Tales“ (offizieller Veröffentlichungstermin erst am 25. Januar 2013) nachzuhören sind. Beispielsweise das Geburtstagslied „One Two Forty“, die triolische Meeresbrandungsatmosphäre von „Sea Lights“ oder Charakterstücke, welche prägnanten Persönlichkeiten gewidmet wurden, namentlich die Titel „Sylvin Rubinstein Suite“ (tänzelnd) und „Alice“ (lyrisch).

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