SWR2 – Jazz-Programm April 2021

Donnerstag, 1. April, 23:03 – 24:00 Uhr

SWR2 NOWJazz
Der Bass ist die Basis – Henri Texiers Bandprojekte
Von Hans-Jürgen Schaal

Der französische Bassist Henri Texier hat ein besonderes Gespür für den musikalischen, offenen Flow. Im Zentrum seiner Bands stehen die Bläsersolisten, die er mit seinem Bass-Groove auf eine fast hypnotische Weise trägt und treibt. „Meine Musik ist schlicht, aber sie muss beseelt werden“, sagt er. „Sie würde mit Musikern, die nichts zu sagen haben, nicht funktionieren.“ Seine Bands besetzt Texier daher, als würde er das Casting für einen Film machen. Er sucht für jede Rolle den passenden Bläser. Zu seinen Mitstreitern gehörten u.a. Joe Lovano, Louis Sclavis, Michel Portal und Francesco Bearzatti.

Freitag, 2. April, 19:31 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz (nach dem Hörspiel)
Bewegende orchestrale Hommage – Miles Davis‘ Album „Sketches of Spain“
Von Karsten Mützelfeldt

Ende 1959, Anfang 1960 nimmt der Trompeter Miles Davis eine Platte auf, die Elemente der spanischen Volksmusik in ein betörendes jazzorchestrales Klangbild integriert – und zum Klassiker wird: „Sketches of Spain“. „Wir dachten nicht daran, dass wir etwas Historisches kreieren, das ein langes Leben hat – du machst nur das, was du gerade in dem Moment machen und dokumentieren möchtest. Es passierte, weil es passieren musste, du denkst nicht über die Folgen nach.“ Gil Evans über das dritte von vier Alben, mit denen er als Arrangeur und Miles Davis als kongeniales Gespann Jazzgeschichte schrieben.

Freitag, 2. April, 23:03 – 24:00 Uhr

NOWJazz

Jazz über Jazz“ – Franz Hautzingers Regenorchester XII 

Von Nina Polaschegg

Auf Einladung des damaligen SWR2 Jazzredakteurs Reinhard Kager hatte Franz Hautzinger 2006 mit vier Kollegen sein Regenorchester XII gebildet: mit Christian Fennesz, Otomo Yoshihide, Tony Buck und Luc Ex.  2019 hatte er sie erneut eingeladen – und zwar zu den Klangspuren Schwaz. Diesmal improvisierten die Musiker frei, ohne Vorabsprachen. Hohe Dichte und absolute Präsenz zeichnete ihr Spiel aus. Es pendelte zwischen sphärischen Geräuschflächen, über denen Hautzinger solierte, und Jazz-Rock-angehauchten Energieströmen.

Samstag, 3. April, 9:00 – 9:05 Uhr
SWR2 Musikstunde
Jazz across the Border

Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. Jazz across the border hört auf unterhaltsam–informative Weise hin.

Samstag, 3. April, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Feels So Good – George Dukes Aufnahmen für das Schwarzwald-Label MPS
Von Michael Rüsenberg

Vor 55 Jahren, im Januar 1966, will der deutsche Jazzproduzent H.G. Brunner-Schwer im Club „Jazzworkshop“ zu San Francisco Les McCann hören. Der aber hat frei. Es spielt ein 20jähriger Musikstudent mit seinem Quartett – Georg Duke. HGBS ist so begeistert, dass er ihm in der Pause einen Vertrag anbietet. Das kurz darauf entstandene Debüt einmal abgezogen (Duke hält es für sein schlechtestes Album überhaupt) entstehen bis 1976 sechs weitere für MPS. Sie legen die Grundsteine für einen Personalstil im Bereich Soul- und Fusion-Jazz. George Duke ist im Jahr 2013 verstorben.

Dienstag, 6. April, 20:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session

Jazz bei den Donaueschinger Musiktagen (1) u.a. mit Sun Ra, Don Cherry,
Derek Bailey
Von Julia Neupert

Die Donaueschinger Musiktage feiern in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. 1921 wurde das Festival „zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ gegründet, ein halbes Jahrhundert später bekam der zeitgenössische Jazz hier einen regelmäßigen Spot. In den kommenden Monaten präsentieren wir einen Querschnitt der historischen Jazzkonzerte bei den Musiktagen, die auf dem Festival oft nicht nur begeisterten, sondern das Neue–Musik–Publikum auch irritierten oder verstörten. So wie der Afrofuturismus von Sun Ra oder die „non–idiomatischen“ Improvisationen eines Derek Bailey.

Donnerstag, 8. April, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Magazin
Von Henry Altmann

Neues aus der Welt des Jazz wird im NOWJazz Magazin von SWR2 regelmäßig präsentiert. Wie immer erwarten Sie in dieser Sendung Informationen über bevorstehende Events, Rezensionen über Festivals, Buchbesprechungen und jede Menge brandneuer Alben.

Freitag, 9. April, 23:00 – 24:00 Uhr
NOWJazz

freejazzblog on air – Digital Edition
Von Martin Schray und Julia Neupert

Die Corona-Pandemie hat Musikern aus der freien Improvisationsszene besonders getroffen. Durch die Schließung der Clubs sind ihnen nicht nur Auftrittsmöglichkeiten weggebrochen, bei Konzerten konnten sie auch Tonträger verkaufen. Einige konzentrieren sich jetzt daher auf Plattformen wie bandcamp, auf denen sie neue Aufnahmen im Internet zugänglich machen können. Julia Neupert und ihr Gast Martin Schray vom freejazzblog stellen in der heutigen Sendung aktuelle Musik vor, die ausschließlich digital verfügbar ist.

Samstag, 10. April, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime

Von The Great Pretender – Lester Bowies Brass Fantasy
Von Bert Noglik

Als seine musikalische Heimat bezeichnete der Trompeter Lester Bowie das Art Ensemble of Chicago. Doch zum Joker im Portfolio wurde für ihn die mit acht Blechbläsern plus Schlagzeug formierte Brass Fantasy. Während er mit dem Art Ensemble den ganzen Kosmos schwarzer Musik, von den afrikanischen Roots bis zur Avantgarde, erkundete, ging es ihm mit der Brass Fantasy um einen Brückenschlag zwischen Jazz und Populärmusik. Das mit atemberaubenden Soli präsentierte Repertoire der Band reichte von Jazz-Klassikern bis zu Michael Jacksons „Remember The Time“.

Dienstag, 13. April, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Homezone – Jazz in Südwest
Mit Fried Dähn & Thomas Maos
Von Ulrich Kriest

Seit zwei Jahrzehnten arbeiten sie in unterschiedlichsten, zumeist genreübergreifenden sowie interdisziplinären, audiovisuellen Konstellationen zusammen: der Cellist Fried Dähn und der Gitarrist Thomas Maos. Als Festivalmacher und Kuratoren („CAMP“; „Sonic Visions“), aber auch als musikalische Grenzgänger zwischen Electronica, Improv, Minimal, Noise und (auch) Rock.

Donnerstag, 15. April, 23:00 – 24: 00Uhr
NOWJazz
Songs of Love And Exile – ein Portrait der albanisch-schweizerischen Sängerin Elina Duni
Von Thomas Loewner

Geboren in Albaniens Hauptstadt Tirana, ab 12 Jahren wohnhaft im Schweizer Exil und aktuell in London – Elina Duni kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. In ihrer Musik reflektiert die klassisch ausgebildete Pianistin und Jazz-Sängerin ihre Erfahrungen: Zunächst in Bearbeitungen albanischer Volkslieder und traditioneller Musik anderer Balkanländer gemeinsam mit ihrem Quartett, später dann auch solo und aktuell im Duo mit dem Londoner Gitarristen Rob Luft. Wiederkehrende Themen in Elina Dunis eindringlichen Liedern, die sie in verschiedenen Sprachen singt: Abschied, Aufbruch und die Liebe.

Freitag, 16. April, 23.03 – 24:00 Uhr
NOWJazz

Das Orakel von Chicago – Die Klarinettistin, Keyboarderin und Sängerin Angel Bat Dawid
von Niklas Wandt

Angel Bat Dawid ist eine der Shootingstars der umtriebigen Jazzszene Chicagos – vor allem live mit ihrer Band Tha Brothahood treffen sich Vergangenheit und Gegenwart der Great Black Music: die Feierlichkeit des Gospel, die Theatralik des Art Ensemble of Chicago, der Afrofuturismus Sun Ras, inklusive Tanz, Deklamation und bunter Paillettengewänder, der Spiritualismus der Coltranes und Pharoah Sanders‘, andererseits moderner R&B und Hiphop und ein scharfes politisches Bewusstsein – ein erfrischend unvirtuoser, aber überaus eindringlicher afroamerikanischer Musikhybrid.

Samstag, 17. April – 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime
World Express – Der multi-ethnische Drive des Joe Zawinul
Von Robert Summerfield

Der Keyboarder und Bandleader Joe Zawinul (1932-2007) verkörperte das Bahnbrechende und Grenzüberschreitende im Jazz. Seine Karriere umfasste fünf Jahrzehnte. In den Bands Weather Report und Syndicate entwickelte er eine besondere Schaffenspraxis –wortwörtliche eine Fusion, die von dem Imperativ befeuert wurde, Weltoffenheit als Ausgangspunkt und Bereicherung anzusehen. So holte Joe Zawinul als Bandleader eine Reihe von Musikern aus Afrika und Südamerika in seine Formationen. Er förderte Musiker wie Richard Bona und Karim Ziad, die später selbst Prominenz erlangten.

Sonntag, 18. April, 19:17 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz (nach dem Hörspiel)
The Dreamer – Gary McFarlands superbe Arrangements
Von Gerd Filtgen

Traumhafte Kompositionen und Arrangements waren sein Markenzeichen. In den
1960er Jahren eilte dem aus Los Angeles stammenden Vibrafonisten Gary McFarland (1933-1971) der Ruf voraus, dass er mit seinen schöpferischen Einfällen die Ausdrucksfülle prominenter Jazzmusiker intensivierte. Das demonstrierte der talentierte Newcomer mit seinem Orchester auf zahlreichen Alben. Darunter findet man Jazz-Pretiosen wie die sensiblen musikalischen Aufnahmen mit der Sängerin Anita O’Day, die Big-Band-Bossa-Nova-Projekte des Saxofonisten Stan Getz sowie Sessions mit den Pianisten Bill Evans und Steve Kuhn.

Dienstag, 20. April 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session

My Favorite Discs
von Thomas Loewner

Persönliche Lieblingsalben aus der älteren oder jüngeren Jazzgeschichte werden in der Reihe „My Favorite Discs“ regelmäßig vorgestellt: von den Autorn unserer SWR2-Jazzredaktion. Für die heutige Ausgabe hat Thomas Loewner zwei Alben des Pianisten Philip Zoubek ausgewählt: auf „Air“ und „Vortex“ widmet er sich ausschließlich dem Spiel auf dem präparierten Klavier. In jahrelanger Detailarbeit hat sich Zoubek zu einem überaus virtuosen Spezialisten in diesem Bereich der improvisierten Musik entwickelt und eine ganz eigene Klangwelt erschaffen.

Donnerstag, 22. April, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz
Mönch der Moderne – Erinnerungen an den Pianisten Frank Kimbrough
Von Günther Huesmann

Fast 30 Jahre lang nahm Frank Kimbrough den Klavierstuhl im führenden New Yorker Jazzorchester ein: Er gehörte zu den wandlungsreichsten Solisten im Maria Schneider Orchestra. An der Juilliard School of Music unterrichtete er Dutzende hochtalentierte Jazzmusiker. Musizierende, für die Jazzspielen ein Lob des Eigensinns bedeuten, haben ihn geprägt: Spieler wie Herbie Nichols, Thelonious Monk, Paul Bley, Shirley Horn und Paul Motian. Und eigensinnig, subtil und vielschichtig ist auch sein musikalischer Kosmos. Am 30. Dezember ist Frank Kimbrough im Alter von 64 Jahren gestorben.

Freitag, 23. April, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz

„Rats and Mice“ – Lina Allemano’s Ohrenschmaus– Trio beim Jazzfest Berlin 2020
Von Franziska Buhre

Die Trompeterin Lina Allemano lebt seit 1997 in Toronto, seit 2014 taucht sie regelmäßig in die Szenen der improvisierten Musik in Berlin ein. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Michael Griener und dem E-Bassisten Dan Peter Sundland gründete sie 2017 das Trio Ohrenschmaus. 2019 erschien das erste Album der Band auf Allemanos eigenem Label. Dass die drei Musiker trotz Reisebeschränkungen und Lockdown beim Jazzfest Berlin gemeinsam auftreten konnten, war eine der seltenen und glücklichen Ausnahmen im Jahr der Pandemie.

Samstag, 24. April, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime
Kühler Pionier – Jimmy Guiffre zum 100. Geburtstag
Von Hans-Jürgen Schaal

Als Saxofonist gehörte Jimmy Giuffre (1921-2008) zu den Pionieren des kühlen West-Coast-Jazz, den er zunehmend kammermusikalisch und konzertant verfeinert hat. Im Zuge dieser Entwicklung verlagerte er seine Aktivitäten immer stärker auf die leisere Klarinette – er spielte sie fast meditativ und mit viel hörbarem Atem. „Sanfter Jazz offenbart neue Dimensionen von Gefühlen“, sagte Giuffre. Schlagzeuglose Besetzungen wurden schon Mitte der 1950er Jahre sein Markenzeichen. Sein Trio mit Paul Bley (Piano) und Steve Swallow (Kontrabass) führte er bis an die Grenze zur Neuen Musik.

Dienstag, 27. April, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Silver and Gold Baby – Potsa Lotsa XL spielt Threadgill beim Jazzfest Berlin 2020
von Gerd Filtgen


Schon in der Vergangenheit überzeugte Silke Eberhard durch ihre leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der Musik von Eric Dolphy und Charles Mingus. Dabei ging es der Altsaxofonistin, Klarinettistin und Komponistin keineswegs um sentimentale Reminiszenzen – sie verlieh den Sounds der Jazz-Giganten eine neue spannende Auslegung. Ebenso gestaltungsfreudig verlief der Auftritt ihrer mit exzellenten Musikern besetzten Formation Potsa Lotsa XL beim Jazzfest Berlin 2020. Mit ambitionierter Spielfreude setzte sich das Tentett mit Henry Threadgills komplexen Kompositionen auseinander.

Donnerstag, 29. April, 23.03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Eternal Fiction – Der österreichische Trompeter Mario Rom
Von Ssirius W. Pakzad

Der österreichische Trompeter Mario Rom weiß mit einem schier unerschöpflichen Ausdrucksspektrum und technischer Brillanz zu begeistern. Der 31jährige, der zunächst von seinem Vater ausgebildet wurde, wirkte an zahlreichen, prominent besetzen Projekten mit. Bekannt geworden ist er durch sein eigenes Trio Interzone und durch die Mitgliedschaft in der gefeierten Formation Shake Stew des  Kontrabassisten Lukas Kranzelbinder. Auch abseits der Bühne macht Rom eine gute Figur. 2019 wurde er zum Professor an der Anton Bruckner Privatuniversität berufen.

Freitag, 30. April 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Sonic Wilderness
Von Julia Neupert und Ulrich Kriest

Diese Reihe auf dem freitäglichen NOWJazz Sendeplatz führt in abenteuerliche Zwischenwelten des Jazz. Ob Improv, Electronica, Klangkunst, Noise oder Rock – für die atmosphärischen Mixes gibt es nur eine Regel: Die Lust am musikalischen Abenteuer muss hörbar sein.

Fast alle Jazz-Sendungen von SWR2 können als Audio on Demand im Internet 7 Tage online nachgehört werden. Auf www.swr2.de/jazz finden sich auch Playlists und und weitere Informationen zum Programm.

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