Die Gitarristin Susan Weinert ist eine Meisterin der filigranen Klangfarbenspiele. Diese werden von dem Bassisten Martin Weinert, entweder durch ein ostinat marschierendes rhythmisches Grundmuster unterlegt oder aber durch harmonische Variationen des Themas so sensibel abgerundet, dass – wie in ihrer Komposition „Iceland“ – das Spiel des Duos zu verschmelzen scheint. „Journey to Inari“ und „Pablo“ leitet Martin Weinert auf dem gestrichenen Kontrabass geradezu klassisch ein. Das anschließende einfühlsame Ruf-Antwort-Spiel wird von einer leichtfüßigen Perkussion auf der kleinen arabischen Rig unterlegt. Susan Weinerts melodiöses und zugleich akzentuierendes Saitenspiel im Duo hat so mit dem Perkussionisten David Kuckhermann eine nahezu ideale Ergänzung gefunden. Dessen fein abgestimmtes, impressionistisches, nie in den Vordergrund drängendes Hand- und Fingerdrumming unterstreicht die rhythmische Gliederung von Kompositionen und Gitarrenspiel.
Lange fließende Melodielinien findet der Zuhörer bei der Gitarristin seltener. Meist reißt sie betonte und in der Dynamik herausgehobene Akkordfolgen aus den Saiten oder zupft kurze Notenlinien. Dennoch wirkt ihr Spiel nie zerissen oder brüchig. Für den Fluss sorgt der solide marschierende Bass. Martin Weinerts entscheidender Beitrag zum Klangbild wäre wohl erst dann ohr- und augenfällig, wenn er fehlte.
Ästhetik spielt bei der Saarländerin eine große Rolle. Wie sehr Susan Weinert auf Feinheiten achtet, lässt sich schon an Äußerlichkeiten ablesen. So hat sie den Piezo-Tonabnehmer im Korpus der Gitarre durch ein aufgesetztes Mikrophon ergänzt, das den Höreindruck der Saiten verfeinert. „Thoughts and memories“ ist also ein äußerst treffender Titel für die CD des „Global Player-Trios“ und des Konzertes, bei dem die Komponistin im Rüsselsheimer Jazzcafé „das Rind“ die jüngste Einspielung vorstellte. Susan und Martin Weinert sind hier praktisch „Stammgäste“ und entsprechend begeistert ist die Reaktion ihrer treuen Fan-Gemeinde.
Stärker als auf der CD prägt sich live das virtuose Spiel Kuckhermanns auf den verschiedenen Perkussionsinstrumenten ein. Da trommelt er auf der Cajon sitzend das Holz, lässt Besen kreisen und verändert die Tonhöhen der Kastentrommel mit dem Fuß. Er reibt und klopft mit behänden Fingern das Fell der großen Rahmentrommel eindrucksvoll in „Iceland“ oder zeichnet seine oftmals ungeraden Rhythmusfiguren auf der tönernen Udu. Dazu zupft Susan Weinert schwebende Single-Note-Trauben und Akkordeinwürfe oder klopft gar mit der Hand auf dem Gitarrenkorpus die Antwort auf Kuckhermanns Perkussionsgeflecht.
Dramaturgisch geschickt wechseln sanfte und zarte Kompositionen mit schnelleren und kraftvolleren Stücken ab. Doch wie in den leisen Passagen stets eine innere Energie zu spüren ist, bewahrt das Trio in den temporeicheren Interpretationen entspannte „innere Ruhe“ – so ein bezeichnender Titel der neuen CD. Der Zuhörer kann sich in die Musik versenken und das ausgefeilte sowie raffinierte Spiel des Trios genießen.

Text und Fotografie – Mümpfers Jazznotizen
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