Fünf bei einem Wettbewerb ausgewählte Formationen setzen im überfüllten Roten Saal der Mainzer Hochschule für Musik mit Kompositionen ihrer Leader das Thema „Space Odyssey“ auf unkonventionelle, erfrischende und künstlerisch höchst anspruchsvolle Weise um. Shaikh-Yousefs Nonett wirkt mit dem vollen und wuchtigen Klang von Trompeten, Posaune, Flöte und Saxophonen, die anderen vier Gruppen – unter ihnen „Härtelwolf“ und die „Jan Felix May-Band“ – stellen ihr elektronisches Equipment von den Keyboards, Synthesizern und Samples oder das Elektronische Wind-Instrument (EWI) in den Vordergrund.
„Wie klingt es, wenn sich Jazzmusiker im Weltall oder auf einem Planeten zur Session treffen?“, fragen der Pianist Lukas Ruschitzka und seine Formation „outerJam“. Etwa wie seine Komposition „Space Main Thema (Ankunft auf dem Titan)“ mit der galaktischen Sound-Intro, dem Stimmungsspiel auf der Trompete und den Gitarrenglissandi. Oder wie Maximilian Shaikh-Yousefs verzweifeltes „Lost in Space“ mit den parlierenden Saxophonen und den Schwebungen der Flöte, oder wie Julian Camargos Trilogie von der Reise zum Mond mit den perlenden Piano-Ketten, den modulationsreichen Vokalisen der Sängerin, den Stimm-Einblendungen, oder gar wie? Reportage-Einspielungen scheinen ein fast klischeehaftes, aber beliebtes Mittel der Komponisten zu sein.
Das Raumschiff Karnak aus einem Roman Georges Gurdjieffs inspiriert Jan Felix May zu seiner gleichnamigen Komposition, die mit Ostinati auf dem Bass eingeleitet wird und zu der das EWI den passenden Space-Sound beisteuert. Gedämpfte und anhaltende Bläser-Linien, verfremdete Klangfarben sowie dunkle Gitarren-Läufen zur gleißenden Trompete charakterisieren Ruschitzkas beeindruckende Komposition „Nach der Schlacht“ auf dem Titan. „Härtelwolf“ leitet „Aurora“ mit einem gehauchten Sopransaxophon ein, wirkt an manchen Stellen zu monoton. „Echolot“ erzeugt dagegen mit seinen ostinaten Elektronik-Akzenten ebenso Spannungsbögen wie die vibratoreichen und flirrenden Flötentöne.
In den Umbaupausen erläutert Projektleiter Moritz Reinisch die Schwierigkeiten, elektronische Instrumente so aufzunehmen, dass ihr Raumklang dem akustischer Pedants mit den unterschiedlichen Reflexionen des Raumes entspricht. Schließlich sollten die Stücke der fünf Bands direkt mitgeschnitten und auf CD gebannt werden. „Achtung Aufnahme“ heißt das Reinisch-Konzept – das vierte dieser Art in der Musik-Hochschule, deren Mitschnitt die Zuhörer später kaufen können. Der Diplom-Tonmeister erzählt, wie er durch die Direktschnitt-Platten früherer Jahren zu diesem Projekt angeregt worden sei. Nicht wenige Fans vermissen angesichts der Möglichkeiten moderner Studiotechnik den musikalischen Reiz – den „Drahtseilakt ohne Netz“. Für die Bands der Studierenden ist der direkte Live-Mitschnitt wie an diesem Abend eine Herausforderung, die intensive Kommunikation der Musiker voraussetzt. Kein Wunder, dass das Publikum diese Leistung mit anhaltendem Applaus belohnt.
In der Pause servieren die Studenten sogar einen blauen Cocktail mit roter Erdbeere und dem Namen „Space Odyssey“.