Schuhe aus – und von den Socken

Die Big Band Schwäbisch Hall jazzte erneut unter der Leitung von Antonia Hausmann

Das obligatorische Jahresendzeitkonzert der Big Band Schwäbisch Hall rückte heuer liedmäßig weniger die Winterweihnacht in den Mittelpunkt. Vielmehr wurde den populären Songs von Roger Cicero (1970 – 2016) gehuldigt. Der allzu früh verstorbene Sohn des renommierten rumänischen Jazzpianisten Eugen Cicero (1940 – 1997) tummelte sich ja zwischen dem schlagerhaften European Song Contest und anspruchsvollen Jazz Festivals.

Als szenischen Höhepunkt wurde im kreisrunden Globe-Theaterbau der ehrwürdigen Salzsiederstadt nun das leidige Lied einer jungen Familie präsentiert, wo es befehlshaberisch im Refrain heißt: „Zieh die Schuh aus, bring den Müll raus. Pass aufs Kind auf, und dann räum hier auf“.

Der ansonsten auch als Saxophonist tätige Norbert Botschak von der Ostalb interpretierte den Hit mit adäquater Baritonstimme schnörkellos und ohne Show-Gehabe. Gag am Bühnenrande: Da reihten sich sämtliche lederne Treter der musizierenden Akteure aneinander. Nicht umsonst betitelte man die gediegene Kulturveranstaltung ja mit „Zieh die Schuh aus“. Ausführende als auch Publikum gerieten da sozusagen „von den Socken“ vor Begeisterung.

Neben Botschak feierte auch der Schrozberger Instrumentenbauer Klaus Martens seine Premiere in der Big Band Schwäbische Hall. In der Nachfolge von Stephan Bystricky alias Grötsch und Roland Herter-Flöß agierte Martens nun mit der Bassposaune zuverlässig als blecherner Tieftöner. Sein Kommentar: „Es hat einen Riesenspass gemacht, mit der Band zu spielen, und ich denke, dem Publikum hat es auch gefallen.“.

Die Vokalistin Tanja Gold dagegen kooperierte schon mehrmals mit dem agilen Haller Jazzorchester. Nun ließ sie mit viel Verve u.a. den bluesigen „Dr. Feelgood“ hochleben.

Erstmals tat sich die Leipziger Posaunistin, Komponistin und Dirigentin Antonia Hausmann im Dezember 2022 mit den Hallern zusammen. Nach dem enthusiastischen Erfolg wurde die mittlerweile 33-Jährige erneut nach Baden-Württemberg eingeladen. Gerne hörte man nochmals ihre klang-farblich raffinierte Komposition „Teleidoscope“, bei der anfangs die Rhythmusgruppe agogisch mit feinnervigen Einzelaktionen hervorsticht.

Ähnlich die filmmusikalische Weltraumatmosphäre von „Zarathustra“ nach Richard Strauss und Eumir Deodato, bevor mit potenter Power die Bläsersätze dröhnen. In ihrem körperbetonten Dirigat geht es Antonia Hausmann gerne um differenzierte dynamische Abstufungen, und als Posaunistin agiert sie – mit und ohne Dämpfer – vielfach recht lyrisch.

Als bemerkenswerte Improvisationssolisten des generationsübergreifenden Jazzorchesters sind beispielsweise zu nennen als „Youngster“ der  Altsaxophonist Joa Kindermann und als „Oldie“ der E-Gitarrist Stanley McKee.

Die aktuelle Besetzung der Big Band Schwäbisch Hall

Aktuelle Besetzung

Saxophone:
Alt1 Joa Kindermann
Alt2 Sonja Fahrian
Ten1 Achim Lutz
Ten2 Paul Limbacher
Bari Peter Wendt

Trompeten:
1 Thomas Wolpert
2 Hannes Bolsinger
3 Georg Frenz
4 Haiko Fahrian
5 Konrad Weinmann

Posaunen:
1 Sebastian Klenk
2 Jonathan Liebald
3 Kristin Seyboth
4 Klaus Martens

Rhythmus:
Piano Matthias Egner
Gitarre Stanley McKee
Bass Hansi Speidel
Schlagzeug Hendrik Küfner
Percussion Mario Finkbeiner

| Facebook Seite der Big Band Schwäbisch Hall

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