JHM 254
„Pop“ ist ein eher provozierender Titel der CD, die mit „Boyish Chest“ des Trompeters Thomas Heberer und einem Paukenschlag anhebt sowie anschließend in „HD“ mit einem crescendo von Sebastian Sternal fortgeführt wird. „Motus“ beginnt mit einem Marschrhythmus, klingt fast lieblich und anheimelnd. Komponist Claudias Valk experimentiert scheinbar mit Streichern, prägt Stimmungen, die Sebastian Sternal mit dem perlendem Piano aufbricht. Sternal ist es auch, der meditativ in „Stonehenge“ diese Stimmung aufgreift.
Die Titel gebende Komposition „Pop“ von Sternal erscheint percussiv auf Dominik Mahnigs Schlagzeug und eruptiv auf Valks Saxophonen. Assoziativ rauscht treibend die Komposition „Water“ dahin. „F***that engine“, eine kurze Gemeinschaftsarbeit des Quartetts fesselt die Zuhörer als Collage in einer partnerschaftlichen Kombination der vier Instrumente.
Die schönsten Stücke der CD „Pop“ sind jedoch das nachdenkliche „Snow“, das nahezu melodisch und klassisch auf Debussys „Prelude I“ basiert sowie später „Stock-House Meeting“, das sich auf Karlheinz Stockhausens „Tierkreis, op. 41“ beruft. Hell im Klang und percussiv im Pulse inspiriert es Musiker und Zuhörer gleichermaßen, bis der Sound und das Schlagwerk in den Ohren hängenbleiben.
Aus der Feder des Bassisten Manderscheid stammt das weitgehend hektische „Mendi diversi“, in dem Valk sein Saxophon dunkel aufbrüllen lässt. Thomas Heberer ist nicht Mitglied des Quartetts, aber ideenreiche Komponist, der beiden abschließenden Stücke dieser CD, von der man das letzte stimmungsmäßig auch Sternal zuschreiben könnte.
Die Initialzündung für das Quartett mit Mahnig, Manderscheid, Valk und Sternal sowie die Produktion „Pop“ ging vom 22. Forum der Union deutscher Jazzmusiker (UDJ) im Kölner Stadtgarten aus. Der SWR ermöglichte schließlich die Produktion der CD.
Die Kooperation verspricht Vergnügen und Kreativität, die die CD “Pop“ (trotz des irreführenden Titels) hält. Die Stücke sind nachdenklich, melodiös, pathetisch, wild, groovy, eruptiv, spontan und ekstatisch zugleich. Sie stecken eben voller Überraschungen.