Jazzwerkstatt JW 142
Das Titelstück „Touching“ ist eher so etwas wie ein Abtasten von drei Musikern, die doch so erstaunlich souverän interagieren. Das Gleiche gilt auch für die Plandé-Komposition „Awaken“, die der französische Saxophonist dieses Mal mit der flirrenden Flöte zu den perlenden Notenlinien des Pianisten Uwe Oberg spielt und die der Schlagzeuger Peter Perfido nur äußerst sparsam unterlegt. Insgesamt schauen Plandé, Oberg und Perfido jeweils weit über ihre eigenen musikalischen Horizonte hinaus, ohne sich selbst zu verleugnen. Dieses Bewahren persönlicher Spielweisen bei gleichzeitigem vertrauensvollem aufeinander Eingehen ermöglicht ein flüssiges und doch komplexes Zusammenspiel. Ausgehend von komponierten Themen wird darüber mit erstaunlicher Leichtigkeit und emotionaler Klarheit frei improvisiert. Das Verblüffende daran ist: Manches klingt wie frei improvisiert, ist aber notiert und anderes hört sich auskomponiert an, entsteht jedoch aus der spontanen und improvisierten Interaktion.
Plandés Spiel auf der Tenor- und Sopransaxophon ist stets äußerst emotional, expressiv und intensiv, Obergs Tastenläufe auf dem Flügel pendeln zwischen impressionistischer Stimmung und freiem Spiel, Perfidos Schlagzeuguntermalung hält sich im Hintergrund und unterstreicht die Ausbrüche seiner beiden Partner. „Elastische Art des Komponierens“ hat Plandé einmal diese Form der Interaktion genannt. Er meint damit, dass nur ein minimales „Head-Thema“ vorgegeben ist und der Rest sich während des Spiels ergibt.
Vielleicht ist es der äußerliche Kontrast von Piano und Saxophon im Spiel, der dennoch der gleichen Intensität der Musiker entspringt und der die Musik des Trios so spannend macht. Es gibt kaum Soli, sondern nur Dialoge und Trialoge. Der Zuhörer muss mit offenen Ohren und Herzen zuhören können, dann aber berührt ihn „Touching“ tief.