Review: Daniel Prandl – Fables & Fiction

Jazz ´n´ Arts JnA 5912

Daniel Prandl erzählt mit seinem Quartett Geschichten, die den Zuhörer mit auf die Reise durch eine musikalische Landschaft melodiöser Fülle nehmen. Der aus dem jazzigen Burghausen stammende und in Mannheim lebende Pianist ist ein Lyriker, der auch in schnellen, fließenden Läufen stets der Ästhetik verpflichtet bleibt. Diesem Ideal fühlen sich auch seine Mitmusiker auf „Fables & Fiction“ verpflichtet. Axel Kühn zupft seinen Bass sanft und melodisch sowie mit harmonischer Raffinesse in “Mignon“, in dessen Thema Prandl verspielt, ja fast verträumt, einführt, das dann aber im Mittelteil kraftvoller pulsiert. Wolfgang Fuhr bläst sein Saxophon in „Kleine Fabel“ mit lyrischer Hingabe, während ihn Prandl mit hingetupften Noten untermalt. Mit der Klarinette zaubert Fuhr in „Eos Tränen“ Klezmer-Melancholie. Stets dezent und einfühlsam passt sich Schlagzeuger Kristof Körner den Kollegen an.

Sein Gefühl für guten Geschmack, Stilsicherheit und souveräne Technik ebenso wie Up-Tempo-Stücke – etwa „Janus“ – und schnelle Passagen mit vehement swingenden Pianoläufen und Saxophonlinien, die an die Klassiker des Modern-Jazz erinnern, sorgen dafür, dass die Musik nicht in Gefühlsduselei abgleitet. Im Gegenteil, groovende Kompositionen wie das Eröffnungsstück „The Hatter“ im ungeraden Fünf-Viertel-Metrum oder „Jussuf von Theben“ bauen mit Ostinati sowie expressiven Läufen trotz gebremster Kraft weite Spannungsbögen.

Er habe seine Inspirationen aus Gedichten von Else Lasker-Schüler, Franz Kafka oder Gottfried Benn gezogen, sagt Daniel Prandl. Glücklicherweise hat Prandl nicht die Lyrik direkt vertont, sondern lässt dem Zuhörer Raum für Interpretationen und Imaginationen. Dennoch ist den Texten wohl zu verdanken, dass solch poetischer Klavierjazz entstehen konnte.

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