Peter Brötzmann wird 80 – Drei Fotogalerien von Hans Kumpf, Manfred Rinderspacher und Frank Schindelbeck

Jetzt ist er also 80, der Peter Brötzmann. Will man jazzunbeleckte Menschen vom Jazz recht sicher abhalten, dann werfe man „Machine Gun“ auf den Plattenteller oder etwas vom Quartett „Die Like A Dog“. Pure musikalische Kraft, brachiale Lautstärke und ein roher Saxophonklang mit eher wenig Interesse an filigranen Melodien. Anfang der 1960er Jahre begann Brötzmann neben seinem Kunststudium und der Arbeit als Grafiker autodidaktisch Saxophon und Klarinette zu spielen. In Swingbands.

Sein Interesse an abstrakter Kunst korrelierte mit seiner Hinwendung zum Freien Jazz und Ende der 1960er Jahre warf er mit dem Meilenstein „Machine Gun“ – damals im Selbstverlag und mit Evan Parker, Willem Breuker, Fred Van Hove, Peter Kowald, Buschi Niebergall, Sven-Åke Johansson, Han Bennink live eingespielt – eine Platte in die Jazzwelt, die zum Klassiker ihres Genres wurde. „Eine brutale Gesellschaft, die Biafra und Vietnam zulässt, provoziert natürlich eine brutale Musik.“ – Brötzmann sah sich und sein Oktett als Teil einer politischen Bewegung. Die Zeit war dafür damals reif, das Oktett spielte bei den bedeutendsten Festivals der damaligen Jahre: beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt, bei Jazz Ost-West in Nürnberg und schließlich beim Total Music Meeting – dem „Gegenfestival“ zum Jazzfest in Berlin.

Kompromissloses „Brötzen“ blieb sein Markenzeichen in den folgenden Jahrzehnten. Immer hochgeschätzt im internationalen Kontext und bei der kleinen aber auf gute Art fanatischen Gefolgschaft des Free Jazz. Man sagt von ihm er höre Ellington und Blues während der Arbeit in seinem Atelier beim bildnerischen Schaffen, und mit „I surrender Dear“ hat er im vergangenen Jahr tatsächlich eine Soloplatte mit Standards eingespielt. Mit 78 Jahren, beim letzten Mal als ich ihn hörte, war er nach wie vor der alte, der magisch expressive Brötzmann. Möge er uns so noch viele Jahre erhalten bleiben.

Brötzmann zum Geburtstag im Radio: SWR2 | DLF | NDR | ORF

| Website Peter Brötzmann

Fotos von Hans Kumpf

Fotos von Manfred Rinderspacher

Fotos von Frank Schindelbeck

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