Mani Neumeier ist ein Trommler in verschiedenen Welten. Auf der einen Seite der Trommelfellkitzler aus dem Rockbereich, wo er seit 50 Jahren – vor allem im Rampenlicht mit Guru Guru – Geschichte im sogenannten „Krautrock“, letztlich eben Progressiv Rock aus Deutschland. Auf der anderen der Mann, der in den 1960er Jahren im Free Jazz seinen Weg begonnen hat, und zu dieser Zeit mit vielen Größen der Jazz-Avantgarde spielte, unter anderen mit Irene Schweizer, Peter Brötzmann, Pierre Favre, im Globe Unity Orchestra, und bei den Berliner Jazz-Tagen 1967 im Duo mit Philly Joe Jones. Keine einfache Position für einen Musiker, als experimenteller jazz-affiner Musiker im Rock vielleicht noch eher akzeptiert als umgekehrt bei den Jazzern, den vermeintlich besonders offenohrigen der Freieren Szene ohnehin. Und das spiegelt sich auch im Publikum: selbst regelmäßiger Besucher beider Welten, konnte ich – Ausnahmen bestätigen die Regel – wenig Überscheidungen entdecken. Diejenigen, die tatsächlich kein Guru Guru Konzert auslassen, sind diesmal nicht zu entdecken und das Jazzpublikum ließ sich in Finkenbach, bei Mani Neumeiers Festival, schon immer selten blicken. Schade eigentlich, denn Mani Neumeier bringt als Musikerpersönlichkeit seine Originalität in beide Welten prägend ein. Die Lust an der Improvisation und Experimentierfreude in den Rock, und die typischen „Mani-Grooves“ in den Jazz.
Im Duo mit Uchihashi Kazuhisa klappt das besonders gut: zwei Geistesverwandte treffen aufeinander. Gitarrist Uchihashi Kazuhisa spielt seit Jahrzehnten mit allen Größen der freien Jazzszene, von Brötzmann bis Zeena Parkins und er ist sich nicht zu schade auch in die vorwärts treibende Rockkaskaden seines Schlagzeugerkollegen einzusteigen. Aber er fordert Mani Neumeier eben auch ständig als Improvisator heraus. Mani Neumeier sagt über seine Zusammentreffen mit Uchihashi, dass er mit ihm ohne Probleme sofort improvisieren – oder sollte man jammen sagen? – könne. Ohne vorherige Absprache, bis auf ein „wir fangen langsam oder schnell an“. Im Zusammenspiel sei es nur wichtig mit geschärften Sinnen aufeinander zu reagieren. Und das taten die Beiden, in jeweils rund einstündigen Sets, von den kurzen Zugaben abgesehen, am Stück durchgespielt.
Beim Enjoy Jazz Konzert lohnte es sich, beide Sets zu hören. Besonders im zweiten Set entwickelten sich intensiv-dichte Dialoge und lange Bögen. Und wenn Mani Neumeier davon spricht, dass er mit Uchihashi problemlos drei Stunden am Stück spielen könnte: hier war es hörbar – magischer Flow in der Alten Feuerwache Mannheim.
| Mani Neumeier
| Uchihashi Kazuhisa
Die Galerie mit Bildern des Konzerts von Manfred Rinderspacher!