Mainzer Uni-Bigband am 7. Dezember 2016 in der Mainzer Musikhochschule

Uni-Bigband unter Leitung des Gastdirigenten Jörg Achim Keller

Der orchestrale Jazz ist die musikalische Heimat von Jörg Achim Keller. Und der Trompeter Thad Jones war einer der bedeutendsten Bigband-Leiter des amerikanischen Jazz. Da bot es sich für die Jazzabteilung der Mainzer Musik-Hochschule an, in einem Konzert Beides zu kombinieren. Das Publikum genoss mit dem Gespann der Hochschul-Bigband und dem Gastdirigenten Keller ein Wiederhören von Jones-Kompositionen wie der „Big Dipper“, der Ballade „Kids are pretty people“, dem Bossa Nova „It only happens every time“ oder „The waltz you swang for me“ mit dem spitzen High-Note-Finale auf dem Sopransaxophon.

Die Bigband und ihr Dirigent faszinierten bei diesem Konzert, das der Musik des legendären Arrangeurs gewidmet war, mit einem wuchtigen, aber zugleich sanften Blech, das knallhart auf den Punkt gebracht wurde. Raffiniert und stets für Überraschungen gut waren die wechselnden Farbenspiele der Holzbläser. „Die Behandlung der Saxophon-Section mit ihrem schwebenden Sound ist typisch für Thad Jones“, erläuterte Keller vor der Zugabe „Three and one“. Der Gastdirigent betonte wie bereits einst Thad Jones in allen neun Arrangements die leuchtende Brillanz der Bläser.

„Wir haben „Little Pixie“ bewusst an den Anfang des Konzertes mit Kompositionen von Thad Jones gestellt, weil wir dieses schwierige Stück zuvorderst bewältigen wollten“, betonte Jörg Achim Keller. Der 50-Jährige leitete die Bigband der Mainzer Musikhochschule, die schon seit geraumer Zeit den Einsatz von Gastdirigenten pflegt. Denn: So lernen die Studenten die unterschiedlichsten orchestralen Interpretationen am besten kennen.

Die in Kellers Worten liegende Bescheidenheit ehrt den renommierten Orchester-Spezialisten, der in der Vergangenheit bereits vor der hr- und der NDR-Bigband stand. Aber sie wäre nicht notwendig gewesen, denn der in Mainz lehrende Arrangeur Pavel Klimashevsy hatte die jungen Musiker bestens vorbereitet. Keller musste nach eigenen Worten dem Klangkörper also nur noch den letzten Schliff geben. Die Rhythmusgruppe legte die für die Thad-Jones-Kompositionen so wichtige Basis, die Trompeten, Posaunen und Saxophone bliesen präzise und diszipliniert. Keller dirigierte die Bigband mit sparsamen Handbewegungen, bewältigte mit den Studenten bruchlos die Tempowechsel und souverän die Stimmungen der wuchtigen Up-Tempo-Stücke sowie der getragenen Balladen mit ihren reizvollen Klangfarben.

Das Konzert „The music of Thad Jones“ war offensichtlicher Beweis für die ausgezeichnete Qualität der noch studierenden Instrumentalisten. Ob nun mit Sopran-, Tenor- oder Baritonsaxophon, Posaune oder Trompete sowie in der Rhythmusgruppe am Kontrabass, Schlagzeug oder Piano – alle Studierenden bestachen mit glänzenden Soli, deren kreative Entfaltung die Kompositionen erlaubten. Kontraste, wie sie auch das Spiel der Trompeters Thad Jones charakterisierten, durchzogen die Arrangements. Jörg Achim Keller traf den originären Sound mit dem fettem und zugleich flexiblen Klang sowie den unerwarteten Dynamik- und Stimmungssprüngen stilsicher.

Kein Wunder, dass das begeisterte Publikum die Hochschul-Bigband und ihren Gastdirigenten nicht ohne Zugabe entlassen wollte.

| Mümpfers Jazznotizen

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