Just Music 2012 – Alles richtig gemacht
Man nehme: ein engagiertes Veranstalterteam mit klar definiertem Musikgeschmack, das zudem den langen Atem hat Musik abseits des Mainstreams über Jahre mit Begeisterung zu präsentieren, eine geeignete Veranstaltungsstätte, nicht zu groß und nicht zu klein, Publikum und Musiker fast auf Augenhöhe dank einer nur minimal erhöhten Bühne und last not least ein Publikum mit offenen Ohren und Begeisterung für zeitgenössischen Jazz.
Das Resultat: eine Mixtur, die man so leider bei Jazzfestivals nur noch selten antrifft – leger und entspannt, eine lässige Atmosphäre bei der die Musik im Mittelpunkt steht und nicht das Event. Am Rande bekommt man mit, dass die Reichweite des Festivals weit reicht, mit Besuchern aus Köln und aus der tiefen Peripherie der Metropolregion Rhein-Neckar sowieso.
Das Programm: exzellent – durchgehend. Am ersten Abend vom experimentell-avantgardistischen Makopolyphonie-Projekt von Sebastian Gramss, das die Besten der Kölner Szene mit einem Doppeltrio ins Rampenlicht stellte über den weit über die Region Wiesbaden geschätzten Uwe Oberg solo am Piano gefolgt von Keith Tippet und Julie Tippets, die in einem intensiven Set experimentelle Musik mit Piano und Stimme schufen, komplex und eingängig zugleich.
Der zweite Festivalabend startete mit der größten Formation des Festivals: Bassist Sebastian Gramss hatte tagsüber einen Workshop abgehalten und er und die Teilnehmer präsentierten die eindrucksvollen Ergebnisse im ersten Set. Kompositionen von Mingus und anderen aber auch Sebastian Gramss‘ „Kleine Koalition“. Aus einem „losen Haufen“ von Musikern hat Gramss in der Kürze der Zeit ein recht geschlossenes Ensemble gebildet, das er hörbar gut im Griff hatte, dem er aber auch die lange Leine für freie Passagen ließ.
Danach wieder die Profis: „Mostly Other People Do The Killing“ spielten ein hochenergetisches Set – wo andere Bands langsam Spannung aufbauen um auf Höhepunkte hin zu spielen ist es bei MOPDTK gerade anders herum – ein ständiges Powerplay am Limit mit wenigen Momenten in denen dieser Energielevel einmal herunter gefahren wurde. Dabei hochvirtuos und -differenziert mit einer Fülle von Zitaten aus verschiedensten Epochen der Jazzgeschichte.
Der letzte Act des Abends kam aus Berlin. „Monk’s Casino“ mit Alexander Schlippenbach, Rudi Mahall, Axel Dörner, Jan Roder und – in Vertretung des wegen eines Armbruchs ausgefallenen Uli Jenessen – Paul Lovens. Ein krönender Abschluss des Festivals einerseits mit Bezug auf einen der größten Klassiker der Jazzgeschichte, andererseits geworfen in die Jetztzeit dank der unorthodoxen, humorvollen und eigensinnigen Annäherung der hellwachen Band.