„Jazzia Venezia“ – Triosence mit „Giulia“ bei Triangel

Die Formation Triosence des Pianisten Bernhard Schüler bot in der Haller Hospitalkirche mit viel Spielfreude ihren berühmten „Song Jazz“. Als Veranstalter fungierten der Konzertkreis Triangel und das städtische Kulturbüro.

Schon mehrfach gastierte das Ensemble Triosence in Schwäbisch Hall, zuletzt Anfang 2020. Inzwischen sind die Begleiter von dem 1979 in Kassel geborenen Bernhard Rainer Schüler konstant geblieben: Schlagwerker Tobias Schulte und am Kontrabass Omar Rodriguez Calvo, ein in Hamburg heimisch gewordener Kubaner, der zunächst durch die Kooperation mit dem Pianisten Peter Tingvall bekannt wurde.

Ohrenschmeichelnd kreiert und variiert das bestens eingespielte Trio seit jeher spitzfindig Musikalisches aus aller Welt. Derzeit bezieht sich die Band auf ihren aktuellen Tonträger, erschienen sowohl auf CD als auch auf LP, und entstanden Mitte 2021 in der relaxten Region um Venedig. Vom eigentümlichen norditalienischen Flair haben sich die Künstler gerne inspirieren lassen – sozusagen ein liedhaftes „Jazzia Venezia“. „Giulia“ nennt sich diese Einspielung und bezieht sich auf die frühere Gebietsbezeichnung „Friuli Venezia Giulia“. Und damit geht es nach der leidigen Corona-Zwangspause endlich frohgemut auf Promotion-Tour. Station dabei war auch Schwäbisch Hall, wo der Konzertkreis Triangel und das städtische Kulturbüro als gemeinsame Veranstalter fungierten.

Komponist und Tastenmann Schüler startet das Titelstück ruhig und langsam in einer lieblichen Atmosphäre, sehr geschmackvoll geht Calvo auf seinem Kontrabass vor, und Schulte hantiert auf einer nordafrikanischen Darbuka-Trommel.

Triosence hatte zuvor schon bei vielen Auslandstourneen den musikalischen Horizont erweitert und globale Kulturerfahrungen in die vergnüglichen Performances der akustischen Art integriert. Chinesische Pentatonik, lateinamerikanische Rhythmen, und das Daumenklavier Kalimba beispielsweise finden sich gerne in dem vergnügten Reigen wieder.

Gewitzt betätigt sich Drummer Tobias Schulte, der zuweilen auch schlagfertig als wahrer Haudegen zulangen kann, vielfach perkussiv differenziert auf diversen Kleinkram-Instrumenten – inklusive wieder eines quietschenden Plastik-„Schweinderls“… Die 150 beifallsfreudigen Zuhörer im vormaligen Gotteshaus quittierten diese tierische Zugabe mit fröhlichem Gelächter.

Immer wieder ließ Omar Rodriguez Calvo mit einem obertonreichen Bogenspiel aufhorchen, und intonationsrein zupfte er zudem seine flinken Pizzicatifiguren.

Begonnen hatte der unterhaltsame Konzertabend mit dem Bandleader-Opus „Ambiguity“ („Mehrdeutigkeit“), und da wurde auf dem Flügel barocke Kontrapunktik mit romantischer Balladenstimmung kombiniert.

„Squirrel’s Rock“ charakterisiert in Tönen ein Eichhörnchen, das sich zunächst gar nicht vorsichtig tapsend verhält, sondern wild im Wald rumturnt und kraftvoll und rhythmisch akzentuiert dem Blues-Schema folgt. Erst im Finalteil geht es beschaulich und sensibel zu.

Ganz neu oder schon länger im Repertoire von Triosence: Oft kommen einem manche melodische Floskel und Phrase sowie gewisse Harmoniewendungen irgendwie bekannt vor – adaptiertes Fremdmaterial oder Eigenschöpferisches. So kannte das treue Publikum in Schwäbisch Hall bereits „Seu Dito“ samt der Erklärung des gewieften Entertainers und humorvollen Story-Tellers Bernhard Schüler dazu, nämlich die Geschichte von Senhor Benedito, welcher mit seiner Familie auf dem Dach seines ihm gehörenden Parkhauses in der Nähe von Rio de Janeiro wohnt. Dazu vom Trio rein musikalisch vitale Samba- und Calypso-Action.

Verbal und auf der Tastatur bekennt sich Bernhard Schüler zu seinen Piano-Idolen Keith Jarrett, Chick Corea („Spain“) und Bill Evans, dem er ganz „cool“ die Nummer „Needless To Say“ widmete. Bernhard Schüler vermarktet sein Schaffen nicht nur „live“, auf Compact-Disc-Silberlingen und mittels konventionellen Vinyls, sondern noch in und mit diversen digitalen Medien – aber auch in haptischen Notenbüchern. So kann der instrumental emanzipierte Kultur-Konsument die vielen Kompositionen am heimischen Klavier nachspielen – und vielleicht darüber selbst improvisieren…

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