In Schwäbisch Hall wurde das JazzArtFestival fortgesetzt
Im Herbst 2022 durften in Schwäbisch Hall der örtliche Jazzclub und das städtische Kulturbüro das baden-württembergische Landesjazzfestival ausrichten, nun war eine Nummer kleiner wieder das erstmals 2007 veranstaltete vorösterliche JazzArtFestival dran. Die Konzerte fanden allesamt in der schmucken Hospitalkirche statt – bis auf die traditionelle Sonntagsmatinee in der Kunsthalle Würth.
Dort entlockte solistisch der Ulmer Hub Hildenbrand seiner mit Digitaltechnik ergänzten halbakustischen Gitarre meditativ exotische Sounds. Eine arabische Oud mochte man zuweilen heraushören.
Eine reale arabische Langhalslaute bediente aber Basem Darwisch. Der ägyptische Virtuose harmonierte mit dem Pianisten Matthias Frey in einer „Oriental Spirits meet Jazz“ benannten Formation. Als Gast kooperierte „geistreich“ der schwäbische Saxophonist Büdi Siebert.
Frank Kroll – Photo: Kumpf
Reiner Zufall oder planerisches Kalkül? Global orientiert gaben sich auch andere Bands beim JazzArtFestival, so der weltweit gereiste Keyboarder Patrick Bebelaar. Ein Klaviertrio ohne Bass und Schlagzeug, aber mit zwei gewandten Holzbläsern, nämlich Frank Kroll und Christoph Beck. Und da erklang schon beim Soundcheck „A Night in Tunisia“ und „Hava Nagila“.
Der aus Neuenbürg stammende Sebastian Studnitzky, der beispielsweise schon in Moskau und auf Bali trompet hatte, tat sich nun mit dem ukrainischen Pianisten Andrii Pokaz (Odessa) zusammen, und beide entwickelten eine melancholische und friedliche Musik. Auf künstlerischer Ebene großes solidarisches Einverständnis.
Komplex und aufwühlend dagegen die vielschichtige Performance des Schweizer Quintetts „Pilgrim“ um den Tenorsaxophonisten Christoph Irniger. Sowohl Begeisterung als auch Ratlosigkeit im Publikum.
Liebliche Stimmungen kreierte das Quartett der Stuttgarter Schlagzeugerin Lisa Wilhelm, und ihr Tenorsaxophonist Lukas Wögler erinnerte mit seinem schlanken Unschulds-Ton an Stan Getz.
Begonnen und beschlossen wurden die fünf Festival-Tage mit zwei Vokalistinnen, die erstmals in Hall auftraten. Uschi Brüning (geboren 1947 in Leipzig) zelebrierte, akkurat begleitet von dem Pianisten Stephan König, einen deutschsprachig textbetonten Liederabend mit etlichen DDR-Historismen und bediente sich u.a. bei “Karat“. Fritz Puppels Band „City“ und der Gruppe „Lift“. Immerhin: Einen deftigen Blues und engagierten Scat-Gesang gab es auch.
Klarer Kontrast hierzu das Festival-Finale mit der Kanadierin Ann Vriend, die sich als Powerfrontfrau zwischen Country, Gospel und Blues bewegte. Eine aufreizende Atmosphäre im vormaligen Gotteshaus und hochkommerzielles Merchandising im Foyer.
Zwischendrin im Festivalreigen der schwedische Pianist Helge Lien, der mit seinem Trio nicht das erste Mal in Schwäbisch Hall (auf Einladung des Konzertkreises Triangel) konzertierte. Ein zeitloses Musizieren mit klassischem Rückhalt und Solidität.
„29 Musikerinnen und Musiker aus insgesamt sechs Ländern sind bei der 16. Auflage des Internationalen Jazz-Art-Festivals in Schwäbisch Hall aufgetreten“ rechnete die Lokalpresse schlussendlich vor und konstatierte ein begeistertes Publikum in der Hospitalkirche.
Hans Kumpfs fotografische Ernte des JazzArt Festivals 2023 in den folgenden Galerien
Auftaktveranstaltung mit Uschi Brüning
Uschi Brüning voc + Stephan König p
Patrick Bebelaar – Frank Kroll – Christoph Beck
Patrick Bebelaar ( Piano ) | Frank Kroll ( Sopransaxophon/ Bassklarinette ) | Christoph Beck ( Saxophon )
Hub Hildenbrand
Helge Lien Trio
Helge Lien ( Piano ) | Johannes Eick ( Bass ) | Knut Aalefjær ( Schlagzeug )
Lisa Wilhelm 4
Lisa Wilhelm ( Schlagzeug ) | Lukas Wögler ( Tenor Saxophon ) | Moritz Langmaier ( Piano) | Frank Blumenthal ( Bass )
Christoph Irniger PILGRIM
Christoph Irniger (Tenorsaxophon) | Stefan Aeby ( Piano ) | Dave Gisler ( Gitarre ) | Raffaele Bossard ( Bass ) | Michael Stulz ( Schlagzeug )
Oriental Spirits meet Jazz
Basem Darwisch ( Oud ) | Matthias Frey ( Piano ) | Mohamed Zaki ( Schlagzeug ) | Stefan Hergenröder ( Bass ) | Special Guest: Büdi Siebert ( Saxophon und Windinstrumente )
Ann Vriend
(Ann Vriend ( Gesang ) | Kaley Kinjo ( E-Gitarre ) | Jory Kinjo ( Bass ) | Elie Mercier ( Schlagzeug )
Sebastian Studnitzky – Andrii Pokaz
Jazzy Moods