Der HumaNoise congress – Tage Improvisierter Musik zum 30. Mal – eine reife Leistung für ein musikalisches Veranstaltungsformat, das sich ab der ersten Ausgabe kompromisslos der Herausforderung gestellt hat, dem Publikum eine Weise der Produktion von Musik zu Gehör zu bringen, bei der weder die Richtwerte des Marktes die erste Geige spielen, noch ein vorgefertigtes musikalisches Programm den Ton angibt.
Vielmehr war und ist der Leitfaden des HumaNoise, den lebendigen Prozess musikalischer Begegnung und Gestaltung über mehrere Tage intensiv erfahrbar zu machen, für die Hörerinnen und Hörer ebenso wie für die Spielerinnen und Spieler.
Wie kaum sonst ist das Publikum beim HumaNoise unmittelbar beteiligt an der Entstehung, Gestaltung und Wirkung des Erklingenden. Kein Programmheft schreibt vor, keine Abhandlung, kein musikalischer oder geschäftsführender Leiter diktiert, was und wie es zu hören sei, niemand beraubt die Hörerinnen und Hörer der spannenden Arbeit und des schöpferischen Aktes, das zu Hörende, das mit seinem Auftauchen auch unwiederbringlich schon wieder verschwindet, für sich zu ordnen, zu deuten, in den je eigenen Horizont einzufügen bzw. ihn darum zu erweitern.
Mit anderen Worten: hier lässt sich eins der wenigen verbliebenen Abenteuer auf dem ansonsten weitgehend abgezirkelten Gelände der Musik erleben.
Was wiederum genauso für die Musikerinnen und Musiker gilt, allesamt hochkarätige Stimmen zeitgenössischer Musik: beim HumaNoise stehen die meisten von ihnen zum ersten Mal auf derselben Bühne und spielen miteinander, in wechselnden Konstellationen von Duo bis Tutti.
Dass sie das in diesem Jahr nur an zwei und nicht wie gewohnt an drei Tagen tun, ist dem Umstand geschuldet, dass das Exil von ARTist doch noch etwas länger dauert als erwartet. Klingt kryptisch, aber:
Einige werden sich erinnern, once upon a time in den 80ern des letzten Jahrhunderts betrieb die Kooperative New Jazz e. V. einen kleinen Veranstaltungsort, das ARTist. Ebendort wurde im Februar `87 auch der erste HumaNoise congress abgehalten. Seit dem Verlust der eigenen Spielstätte führte die Kooperative ihr Programm unter dem Titel `ARTist im Exil´ an wechselnden Orten weiter. Nach mehreren unterschiedlich weit gediehenen aber letztlich nicht realisierten Planungen wurde der Ausnahmezustand Exil allmählich zur Normalität.
Erst 2013 bot sich wieder eine aussichtsreiche und politisch unterstützte Option, die sich tatsächlich Schritt für Schritt konkretisierte. Inzwischen im Rohausbau befindlich, hatten wir gehofft, mit dem HumaNoise congress # 30 das Exil nach 31 Jahren beenden und das neue Domizil im ehemaligen Getreidelager der Walkmühle eröffnen zu können. Aber nicht nur eine Elbphilharmonie, auch die – um im Bilde zu bleiben – künftige Kesselbachkonzertkammer muss sich den komplexen und aufwändigen Verschränkungen des Bauwesens beugen ….
Zurück zur Musik: beim HumaNoise congress # 30, zu Gast im Exil im RoncalliHaus sind:
Emilio Gordoa – Vibraphon
Nora Krahl – Violoncello
Ulrike Lentz – Querflöten
Dirk Marwedel – Erweitertes Saxophon
Ulrich Phillipp – Kontrabass
Felicity Provan – Kornett, Stimme
Wolfgang Schliemann – Perkussion
Stefan Schmidt – Gitarre, Elektronik
Paul G. Smyth – Piano
Michael Thieke – Klarinette
Eintritt:
2-Tageskarte: 28 € / erm.: 22 €
Tageskarte: 16 € / erm.: 12 €
Kooperative New Jazz e.V. / ARTist Wiesbaden mit Unterstützung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst
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