Gediegene Musik in bester Kommunikation


Alle Photos auf dieser Seite: Hans Kumpf 

Eine stimmige und harmonierende Musik entwickelte das deutsch-amerikanische Ensemble des Pianisten Jürgen Friedrich bei der Reihe „Jazztime“ in der Hospitalkirche. Veranstalter waren wieder der Hall Jazzclub und das städtische Kulturbüro.

Schwäbisch Hall.- Qualität und Quantität erfreuen sich im Kulturbetrieb nicht gerade oft einer Übereinstimmung. Dem Trio auf der Bühne saß im Parkett ein Publikum in dezimierter Big-Band-Größe gegenüber. Doch die Musiker ließen sich durch diesen weniger erfreulichen Umstand in ihren subtilen Aktionen nicht betrüben – ein zeitloser Jazz voller Noblesse und Gediegenheit fern jeglicher Anbiederung.

Der Jazzer Jürgen Friedrich (nicht zu verwechseln mit Fußballer, Arzt oder Software-Entwickler gleichen Namens) vom Jahrgang 1970 hat seit 2006 an der Mannheimer Musikhochschule ein Professur für Komposition und Arrangement inne. Als Pianist nimmt sich der Niedersachse jedoch die Freiheit für ausgedehntes Improvisieren, ohnefreilich auf ein ordnendes Grundkonzept zu verzichten.

In den Stücken seines Trios tauchen thematisch wiederholt Motive mit nur vier oder acht Tönen auf, welche dann mit Bedacht inständig sequenziert und verarbeitet werden. Der gute alte Beethoven hätte es nicht besser machen können. Gerne tauchen auf dem Flügel noch im hohen Diskant repetierende Orgelpunkte auf, die dann auf dem Kontrabass und Schlagzeug eine Korrespondenz finden. Modale Zentraltönigkeit anstatt sturer Funktionsharmonik, meist betuliche Tempi und ausgeprägte Balladenstimmungen.

Der Coltrane-Drummer Elvin Jones sagte mir vor drei Jahrzehnten in einem Interview, als Schlagzeuger müsse man stets an die Melodie denken. Tony Moreno, der sich einst in New York als Teenager von der stilbildenden Legende unterrichten ließ, beherzigt die Worte seines Lehrmeisters unüberhörbar. Außerdem vermag der mittlerweile 42-Jährige die Becken und die Trommeln ganz gefühlvoll zu touchieren – nichts von wegen Schießbude! Aber bei Bedarf ordentlich zulangen kann Tony Moreno auch. 

Entsprechend prinzipiell dezent wie der Schlagwerker agiert dessen Landsmann John Hebert am Kontrabass. Vor allem fällt auf, wie er allerfeinst intoniert – sein eigenartigerweise viel gelobte Instrumentalkollege Eddie Gomezkönnte von ihm lernen… Bei solistischen Exkursionen setzt Hebert mit sonorer Klangbildung gerne glissandierende Doppelgriffe ein, wird mal bluesig, vermag geradewegs mit einem „walking bass“ fortzuschreiten oder Saiten und Korpus mit dem Bogen perkussiv zu traktieren.

Ein Trio, das stets engmaschig interagiert und kommuniziert – obwohl Kontrabass und Schlagzeug im Rücken des Pianisten postiert sind. Eine derartige Aufstellung praktizierte einst auch der große Schwarze aus Kanada, nämlich Oscar Peterson. Und: Die jazzenden Drei spielten in der Hospitalkirche wirklich absolut „unplugged“ – nicht einmal der Korpusbass bedurfte elektrifizierter Verstärkung. 

Seit 14 Jahren musiziert das Trio Friedrich-Hebert-Moreno miteinander. Auf etlichen CDs wurde die geglückte Kooperation dokumentiert. An Spielfreude hat die internationale Gruppe nichts eingebüßt. Selbst wenn bei Recitals wenig Leute im Auditorium sein sollten. 

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