Es ist eine Konstante im Enjoy Jazz Universum: die loyale Programmierung mancher Künstler über Jahre. Nik Bärtsch gehört dazu. Er war erstmals im Jahr 2006 Gast des Festivals, damals noch im Heidelberger Karlstorbahnhof, und er ist in der 18. Ausgabe des Festivals in der deutlich größeren Alten Feuerwache Mannheim wieder dabei. Die kontinuierliche Präsentation von Bärtsch über die Jahre wird bei der Ankündigung der Band angesprochen – der Musiker bricht einige Rekorde im „Guinness Book des Enjoy Jazz Festivals“, unter anderem als der am häufigsten präsente Künstler des Festivals.
Das passt ins Konzept von Rainer Kern, der viele Musiker über die Jahre beobachtet und damit dem Enjoy Jazz Publikum (das sich nach dem nach dem Festival mysteriöserweise dematerialisiert – sieht man doch in der Post-Fesitvalzeit nur homöopathische Reste als Besucher der Jazzveranstaltungen in den Jazzclubs der Region…) die Möglichkeit gibt, die Entwicklung von Künstlern zu verfolgen. Michael Wollny, Brad Mehldau, Joshua Redman, nicht zu vergessen Erwin Ditzner, und noch einige andere.
Ronin existiert seit 2001 und es gibt zwei Begriffe, die die Musik des Quartetts umschreiben: „Zen-Funk Quartett“ und „Ritual Groove Music“. „Zen-Funk“, das ist die selbstgewählte Musikrichtung, die allein von Ronin zelebriert wird. Bandleader Bärtsch unterstreicht das durch sein schwarzes, kimonoartiges Gewand und eine gewisse mönchshafte Optik. Der Kern des Konzerts ist tatsächlich die „Ritual Groove Music“, aus meiner Sicht müsste der Titel eher „Ritual Flow Music“ lauten. Denn das ist das wesentliche Merkmal von Ronin: sehr lange Stücke, die mit Elementen der Minimal Music mehr gemein haben als mit Jazz und die sich in einen tranceartigen Flow aufschwingen. Repetitive Elemente, kleine Motive, die durch Wiederholung und kaum merkliche – doch gerade spürbare – Variationen im Verlauf der Titel eine suggestive Kraft entwickeln.
Verschiebungen, dezent harmonisch und rhythmisch, die in diesem kollektiven Flow zu Höhepunkten anschwellen und sich in dezentem Individualismus sublimieren. Das gibt den Raum für Soli – aber immer im in sich geschlossenen System der Gruppe und der Stimmung. Das aktuelle Programm wirkt rockiger als die Früheren – nicht zuletzt ein Verdienst des Schlagzeugers Kaspar Rast. Auch das ist bei ritueller Musik nichts ungewöhnliches, wenn der Rhythmus die Musiker und das Publikum in tranceartige Zustände versetzt. Vielleicht sollte dieses Publikum von den Stühlen vertrieben werden, um den körperlichen Aspekt des Rituals adäquat ausleben zu können…
Rückschau: Nik Bärtsch im EMBL bei Enjoy Jazz 2015 (Fotogalerie von Schindelbeck Jazzfotografie)