Die Big Band Schwäbisch Hall legte sich im Zeughaussaal ins Zeug


Fotografien & Text: Hans Kumpf

Geballter Big-Band-Sound mit Kraft und Saft ohne Zwischentöne im Pianissimo – so präsentierte Armin Scheibeck die Jazzformation des Stadtorchesters im gut besuchten Zeughaussaal des Neubaus. Das elegante Galakonzert schmückten noch zwei extra hinzugezogene Gastsolisten, nämlich der Posaunist Enrique Crespo und die Sängerin Gordana Kikic.

Schwäbisch Hall.- Seit 1994 leitet Armin Scheibeck das Stadtorchester Schwäbisch Hall, und die daraus entwickelte Big Band kann mittlerweile mit professionellen Qualitäten aufwarten. Nicht zuletzt durch das Engagement bei den Freilichtspielen („Glenn Miller“, „My Fair Lady“ und alsbald „Summer Of Love“) erreichten die Scheibeck-Ensembles ein überaus respektables Niveau und überregionale Anerkennung.

Beim jüngsten Galakonzert im Haller Neubau stand das pompöse und „progressive“ Power-Play des amerikanischen Jazzorchester-Innovators Stan Kenton (1911-1979) im Vordergrund, hier nun dezidiert präzise und perfekt vorgetragen. Auf feines Pianissimo wurde bei diesem kompakten Kraftakt verzichtet. Mal keine Blues-Basis samt leicht hingetupftem Spiel wie bei Count Basie, sieht man mal von dem allgegenwärtigen Sammy-Nestico-Klassiker „Basie – Straight Ahead“ ab. 

Ruhepunkte mit bedächtigen Balladen und zwei Bossa-Nova-Titeln von Antonio Carlos Jobim setzte der 1941 in Montevideo geborene Enrique Crespo, bei dem einst Scheibeck seine Posaunenstudien vervollkommnete. Der Mann aus Uruguay ist nicht der erste Instrumentalist eines renommierten Stuttgarter Klassikorchesters, welcher sich auch im Jazzmetier tummelt (als prominentester Vertreter derzeit gilt wohl der Fagottist/Saxofonist Libor Sima, Sohn von Georg Sima, 1975 bis 1993 Dirigent des Haller Stadtorchesters). Wie vormals der unvergessene Bobby „Butter“ Burgess, der nach Stan Kenton in den USA bei Erwin Lehn am Südfunk engagiert war, blies nun Enrique Crespo das durch Judy Garland popularisierte Lied „Over The Rainbow“ adäquat gefühlsbetont – und eben „butterweich“. 

Nicht derart „soft“ geriet der Sound von Armin Scheibeck, wenn er mal eine kurze Auszeit von seinem markanten Dirigieren nahm und sich als improvisierender Solist einklinkte. Sein Posaunenton ist weitaus schärfer, sein Spiel feuriger.

Furios auch die rockig-aufbrausenden Exkursionen von Frederick Barth an der Elektro-Gitarre. Als einziger Satzbläser durfte sich programmgemäß zunächst lediglich Johannes Reinhuber auf dem Tenorsaxofon solistisch hervortun. 

Erst bei der offiziellen Schlussnummer, dem effektvollen „Thriller“ von Michael Jackson, und dem ohrwurmigen Adriano-Celentano-Schlager „Azzurro“ als fällige Zugabe kam eine lockere Session-Stimmung auf, und weitere Bandmitglieder konnten sich am Solistenmikrofon mehr oder weniger exaltiert profilieren, so auch Stefan Scheuermann auf dem Altsax und Fabio Kronmüller auf dem Tenor. 

Bassposaunist Stephan Grötsch, der immerhin im heißen Oktober 2008 mit dem Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg im arabische Wüstenemirat Abu Dhabi konzertierte, musste dagegen Ruhe halten.

Improvisationsfrei und ohne etwaige Scat-Einlagen blieben die gelungenen Gesangsbeiträge von Gordana Kikic, die ansonsten an der Musikschule Schozachtal in Abstatt unterrichtet. Mit Charme frischte sie Evergreens wie „Blue Skies“ und „Amapola“ auf. Herzlicher Beifall auch für sie im bewirteten Erdgeschossraum des Neubaus.

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